Sonntag, 27. September 2015

Buchreview "The last refuge - Welt am Abgrund" B. Coes

Ben Coes. Kurz vor der Unterzeichnung eines internationalen Friedensabkommens erfahren die Amerikaner von der Existenz einer seit Jahren im Geheimen gebauten Nuklearwaffe des Iran. Wenige Stunden später wird der israelische Informant Kohl Meir aus New York entführt, um in einem der sichersten Gefängnisse der Welt gefoltert zu werden. Dewey, der Meir und seinen Schajetet-13-Kämpfern das Leben verdankt, plant ein waghalsiges Befreiungskommando. Millionen Menschenleben stehen auf dem Spiel, und jeder Fehltritt kann das Ende bedeuten. Auf den früheren Elitesoldaten wartet sein bislang gefährlichster Einsatz. 

In Camp David ereignet sich eine Katastrophe für die Nation. Nachdem der Präsident die Beratungen mit seinen Vertrauten hinsichtlich eines Treffens zur Vereinbarung über die Anstrengungen des Iran im Atomstreit mit einem NEIN beantwortet hat, reisen seine Berater ab. So müssen sie nicht erleben, dass ihr oberster Staatslenker mit einem schweren Schlaganfall zusammenbricht. Obwohl er schnellstens in ein Krankenhaus geschafft wird, ist an eine Wiederaufnahme seines Amtes nicht mehr zu denken. Der Präsident ist eigentlich schon hirntot. So muss nun der Vize-Präsident als neuer Oberbefehlshaber vereidigt werden. Aus diesem Grund muss auch Jessica als Nationale Sicherheitsberaterin sofort ihren Dienst antreten, um bei der Beilegung der Krise zu helfen. Dewey Andreas hingegen muss kurz darauf zur Kenntnis nehmen, dass sein Lebensretter Kohl Meir beim Besuch der Eltern eines der verstorbenen Mitglieds der Einheit, die Andreas aus dem Schlamassel holte, entführt und die Eltern des Mannes getötet wurden. Andreas sieht es als seine Pflicht an, den Israeli nun seinerseits aus der Gefangenschaft zu befreien. Hinter dem Ganzen steckt der Iran, der Meir in einem Schauprozess verurteilen und dann hinrichten möchte. Während in den USA hinter den Kulissen vorsichtig agiert wird, da gerade der neue Präsident an das Treffen mit dem Iran glaubt und tatsächlich davon ausgeht, dass die Delegation des Iran ehrlich um eine Lösung bemüht sein würden, macht sich Andreas auf den Weg nach Israel, um sich dort erste Informationen zu holen und dann Richtung Odessa aufzubrechen. Er hat erfahren, dass im Iran ein hochrangiger Politiker Israel unterstützt. Aber er weiß auch, dass beim Mossad ein Verräter umgeht, der so weit oben angesiedelt ist, dass er über jegliche Aktivitäten der USA oder Israel gegen den Iran sehr schnell über das geeignete Wissen verfügen würde, um die Aktion zu vereiteln. Das Treffen in Odessa zeigt Andreas, dass der Informant wohl schon unter Verdacht steht, da ihm drei Agenten gefolgt sind, die ihn vermutlich aus dem Weg räumen wollen. Stattdessen trifft es sie - in Form von Dewey Andreas, der die Gefahr eiskalt beseitigt. Doch bei der Gelegenheit erfährt er auch von einer neuen Bedrohung, die sich vornehmlich gegen Israel richtet. Und in der Zwischenzeit wird Kohl Meir in seinem Gefängnis gefoltert und danach zu einem Prozess, einer abgekarteten Farce abgeführt, bei dem ihm sogar ein Anwalt zur Seite gestellt wird, der selbstverständlich nur ein Handlanger der Machthaber ist. Die Zeit drängt, um ihn zu befreien, bevor er hingerichtet wird.

Dewey Andreas in seinem Element - und dennoch scheint er nicht alleine die Hauptfigur in diesem Ringen um die Vorteile in der Region im Nahen Osten zu sein. Lange Zeit beschäftigt sich Ben Coes mit dem Gefangenen Kohl Meir. Und während Andreas als tougher US-Kämpfer mit kleineren Mängeln, die er sich bei den professionellen Einheiten der Delta Force nicht erlauben dürfte (Rauchen, Trinken) skizziert wird, der mit einer gewissen Gefühlskälte seine Feinde ausschaltet und keinerlei Skrupel dabei empfindet, ist Kohl Meir hier der tapfere Protagonist, der sich trotz Folter vehement gegen seine iranischen Wärter und deren bösartige Methoden auflehnt. Hier ist Israel die Nation, die ohne Gedanken an jedwede Konsequenzen oder rechtliche Grundlagen sämtliche Personen eliminiert, die dem Land im Wege sind. Besonders perfide ist, dass für den Kampf Kurden engagiert werden, die zwar gute Gründe haben, gegen den Iran vorzugehen, für Israel oder Amerika doch nur Kanonenfutter sind. Warum eigene Landleute gefährden, wenn man andere findet, die in die Bresche springen? Im Gegenzug ist aber das ultrapatriotische Verhalten von amerikanischer Seite nicht zu plakativ in den Vordergrund gerückt, aber unter geschickten Formulierungen verborgen doch zu finden. Wenn Erwähnung findet, dass nur einige religiöse Hardliner für Auseinandersetzungen mit Andersgläubigen sind und der Großteil der Bevölkerung sich nur Frieden, Freiheit und Demokratie wünscht, ist das nichts Anderes als dass sogar in diesem Teil der Welt jeder vom American Way of Life träumt. Amerikanische Wunschträume halt. Aber solche US-Selbstbeweihräucherung kauft man halt mit, wenn man sich einen satten Actionknaller von drüben ins Regal befördern will. Davon abgesehen ist "The last refuge - Welt am Abgrund" ein Thriller, der die Ansprüche in diesem Genre voll erfüllt, sich mit Spionagethrillern ebenso gut (Naja, nicht ganz mit einem echten Robert Ludlum) messen kann, wie mit fetzigen Reißern von Kollegen wie Brad Thor, dem verstorbenen Vince Flynn oder Dalton Fury. Flotter und leicht zu konsumierender Schreibstil mit gut getimeten Actionsequenzen und Gerangel hinter den Kulissen. Was ich hier nur zu bemängeln hätte (siehe meine Erwähnung von Herrn Ludlum), ist, dass die Verräter viel zu leicht enttarnt werden und Tiefgang - den sollte man halt nicht erwarten. Auf jeden Fall aber wieder ein großartiger Reißer von Ben Coes, der Appetit auf mehr macht. Aufgrund des Finales dürfte da auch noch mehr kommen und die bisher genutzten Szenarien sind ebenso im Bereich des Möglichen wie dereinst die Sache mit den Flugzeugen als Waffe, wie sie von Tom Clancy ersonnen wurde. Was dann kam, ist ja weltweit bekannt. Für mich gerne mehr davon. Mein Dank geht hier wirklich an den Festa-Verlag und Frank Festa, dass der Versorgung mit diesen Stoffen an die geneigte Leserschaft gedacht wurde, während andere Verlage sich von derartigem Stoff distanzieren, weil sie gerade wieder dabei sind, den neuesten Trends der Masse hinterherzujagen.

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