Mittwoch, 20. Juni 2018

Buchreview "Run" D. E. Winter

Douglas E. Winter. Burdon Lane lebt den Amerikanischen Traum. Sein Job ist es, regelmäßig Waffen dorthin zu liefern, wo sie gebraucht werden – in jene amerikanischen Problemviertel, in denen sich die Bewohner mit besonderer Regelmäßigkeit gegenseitig erschießen. Ziel seiner jüngsten Lieferung ist es, zwei verfeindete Straßengangs in Harlem zu bewaffnen. Das System ist erprobt und todsicher. Was Burdon jedoch nicht weiß: Der Deal ist nur Teil eines größeren Plans, und er selbst ist entbehrlich.Dann bricht die Hölle los. Die Waffenhändler erschießen ihre eigenen Leute, die Cops scheinen keine echten Cops zu sein, und als sich der Pulverdampf verzieht, ist Burdon Lane plötzlich auf der Flucht - vor seinen Auftraggebern, den Feds, und so ziemlich jedem Cop entlang der Ostküste. Mit zwei Millionen Dollar, einem ungewöhnlichen Verbündeten, und jeder Menge Waffen.

Ein cooler Beginn, einige Anmerkung zu den Gründervätern und eine deutliche Warnung an einen armen Trottel, der in die eigene Tasche wirtschaftet. Lane ist der Erzähler und Lane ist absolut kein netter Mensch. Ihm geht es um den Profit. Was mit den Waffen angestellt wird, juckt ihn wenig. Und dennoch fiebert man schon bald mit ihm mit, wie er sich wenig um (Das Buch stammt aus dem Jahr 2000) die verlogene Welle der "Political Correctness" schert, den allgegenwärtigen Rassismus in Amerika aufgreift, den Finger in einige Wunden legt und dann schon fast wie in einem Blaxploitation-Film loslegt. Ge"run"t wird von Seite zu Seite schneller, der Waffenporno immer derber und wer schon - wie ich - zur Hälfte meint, einen erstklassigen Kracher aus der Hardboiled-Ecke in Händen zu halten, soll mal auf die "Blutkathedrale" warten. Und bald ist es Jeder gegen Jeden, falsches Spiel und Verrat, Wendungen und auch Überraschungen zu so gut wie jeder Person. Leichen en gros inklusive. Nach den ersten locker präsentierten Erläuterungen und Umstände geht es in den Spannungsbereich zum eigentlichen Deal. Ab da sollte man auf alles gefasst sein, weil nichts mehr so ist, wie es der Waffendealer Lane so gerne gehabt hätte. Pläne gehen schief - dieser hier führt in die Hölle. Eine, die mit eiskalten Killern jeder denkbaren Hautfarbe und der dazugehörigen derben Tonart nur so gefüllt ist, die sich auch nicht um Zivilisten schert. Selbst schuld, wenn sie den Großkalibern im Weg rumstehen. Überhaupt werden im letzten Drittel massenweise riesige Löcher in menschliche Körper geballert, entwickelt sich ein knüppelhartes Gangsterstück, das in atemberaubender Geschwindigkeit auf ein Ende zurast, das es schwer macht, überhaupt noch jemandem Glauben zu schenken. Sind die Reichen und Mächtigen, die Politiker und Bullen alle wirklich so korrupt und menschenverachtend? In dem Regen aus Blut und Dreck bekommt man darauf keine Antwort geliefert, aber man hat einen der besten und gewalttätigsten Romane der letzten Jahre serviert bekommen und der veröffentlichende Luzifer-Verlag kann stolz darauf sein, dieses Werk eingekauft zu haben und es auf der letzten Krimi-Bestenliste als Einsteiger direkt auf Platz 4 zu sehen. Von mir MEINE Höchstwertung - 11/10. Heißt, das Buch wird nicht weitergegeben, sondern behalten. Eigentlich sollte es für Leser der Hardboiled-Action schon eine moralische Verpflichtung sein, sich dieses Buches durch einen Kauf anzunehmen. Wer weiß, wann wir wieder so etwas angeboten bekommen. Also absoluter Kauftipp!!

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