Donnerstag, 18. Oktober 2018

Buchreview "Der dritte Anschlag" J. C. Rosenberg

Joel C. Rosenberg. Eine Splittergruppe des IS soll ein Chemiewaffenlager in Syrien geplündert haben. J. B. Collins, Auslandskorrespondent der New York Times, wittert die Story seines Lebens und macht sich auf den Weg in den Nahen Osten. Nach Zielen in Syrien und Irak soll als Nächstes ein Staat im Westen angegriffen werden. Die Situation in der krisengeschüttelten Region wird noch verschärft durch den bevorstehenden Besuch des amerikanischen Präsidenten. Er könnte der Funke sein, der das Pulverfass explodieren lässt. Schafft es Collins die Wahrheit zu enthüllen, bevor es zum Völkermord kommt?

Ein Hoch auf alle Pressevertreter, die mutig ihren Dienst in Krisenregionen versehen und dabei zu unüberwindliuchen Heroen mutieren und damit den Wohlstand der Wirtschaftsbosse und der Elite und den Lebensstandard aller Amerikaner retten und dabei auch noch Gewogenheit diverser Staaten und Landesführer gewinnen, die sich einem anderen Lebensstil verschworen haben und im Prinzip den westlichen auslöschen wollen. Solchen Reportern gebührt Respekt und auch die Trauer, wenn sie im Dienst für ihre Auftraggeber getötet werden. Im wahren Leben nennt sich aber jeder Schmierer Reporter, kriecht in die dunkelsten Ecken ohne Auftrag oder vielleicht auch mit und falls ihm etwas passiert, schreit die ganze Pressemeute auf und listet dann in schöner Regelmäßigkeit ihre Verluste auf. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Augen auf bei der Berufswahl. Andererseits benehmen sich große Teile dieses Berufsstandes, als würde ihnen die Welt gehören, drängen gegen Privatpersonen oder auch Konzerne, vertreiben Nachrichten, wie man sie sich in bestimmten Kreisen vorstellt und ist oft genug weit entfernt von der Wahrheit - und das gilt nicht nur für die Faltblätter. Es gibt Berufe, in denen sterben jährlich weit mehr Menschen als im Pressesektor, aber da wird nicht aufheult wie ein Rudel Kojoten in der Nacht. ABER man braucht ja seine Helden. 

In "Der dritte Anschlag" mutiert ein solcher Vertreter in kürzester Zeit zum Dewey Andreas und ist mit allen Waffen, die ihm zufällig in die Hände gleiten, wunderbar vertraut. Dass die ISIS sich in Syrien Massenvernichtungswaffen bemächtigt haben sollen und nun damit den Westen angreifen möchten, ist ein Szenario, das auf einen Kracher setzen lässt und nach einiger Zeit wird man darin bestätigt. Der Religionsunterricht hingegen hat mich fatal an die damals gebetsmühlenartig formulierten Sachen unterschiedlicher Glaube in den Romanen von Jon Land erinnert. Und die hatten bei mir bald keine große Chance mehr. So geht es mir nun leider auch mit J. B.Collins, der ja noch dazu als unschlagbare Kampfsau durch das Werk marschiert, Prinzen rettet, Verschwörungen auf deckt, Terroristen jagt und dann noch ein Weib in die Griffel bekommt. Um das alles herum wird von ihm über Religion, Glaube, Presse (positiv natürlich) Insider-Wissen geplauscht. Manches ist interessant wie z. B. die Geschichte Jordaniens in der Gegend, wurde bei mir aber unter Vorbehalt so akzeptiert, da der Autor ein Amerikaner ist und zudem aus familiärem Hintergrund Israeli, sodass er bei seinem Roman, seiner fiktiven Geschichte, auch nicht sonderlich auf die Realitäten achten braucht, wer hier aus welchem Grund von wem bedroht wird. 
Das Buch beginnt verhältnismäßig ruhig und der Prolog um den Opa von Collins macht erkennbar, wem J. B. später nacheifern wird, war Opa doch auch schon in dem Krisengebiet, als dort die Post abging. Aber danach, mit dem Blick in die Gegenwart, dauert es nicht mehr lange, bis in die flüssig und oftmals auch schlüssige Story mehr und mehr Zug kommt, das Tempo anzieht und man bald in echten, nervenaufreibenden Gefechten ankommt und Collins immer eifrig mittendrin ist und wild mitballert, aber auch viel Glück auf seiner Seite hat. Leider konnte mich der Roman nicht so wirklich packen oder ich mich für die Hauptfigur begeistern, obwhol er  alle Zutaten für einen soliden Kracher hat. Und dass ich für Presse und/oder Religion nicht wirklich viel Begeisterung aufbringen, ist dann halt wirklich Pech. Aber für 7/10 reicht es schon noch, denn einem Großteil der veröffentlichten "Thriller" außerhalb der Festa-World ist er immer noch weit voraus, im Festa-Reich aber nur gutes Mittelmaß.

Gerade die Großverlage sind in der Liste weit abgerutscht und wenn ich bedenke, was man den Pseudo-Clancy nun mit dem neuen Output "Pflicht und Ehre" zur Reihe zumuten will (Grant Blackwood mal wieder), der jetzt schon anmutet, als habe ihn eine Hilfskraft vom Hilfsautor verfasst. Deshalb bin ich für die Action-Werke von FESTA UND LUZIFER so dankbar.

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