Freitag, 14. Dezember 2018

(Mini-)Review, Trailer "Nazi doomsday device"

 Stoker (Fred Williamson), ein Söldner der alten Schule, erhält den Auftrag, eine geheime Fracht aus dem Untergrund von Tschernobyl zu bergen. Für diesen Job rekrutiert er ein Team der besten 8 Söldner aus aller Welt. Damit sollte diese Mission eigentlich eine einfache Aufgabe sein, aber als das Team vor Ort ankommt, werden sie von unbekannten Kräften zu Hunderten in Strahlenschutzanzügen angegriffen. In einem alten Minenkomplex gefangen, irgendwo in den verstrahlten Ruinen von Tschernobyl, müssen nun die Söldner gegen eine ganze Armee kämpfen. 8 gegen 800! Ein Kampf um Leben und Tod entbrennt, welcher das Schicksal der gesamten Menschheit beeinflussen wird. Denn die geheime Fracht, welche sie zu bergen ausgerückt waren, stellt sich als verschollene Weltuntergangsmaschine der Nazis heraus.

 Mein Dank für den Zugang zur Pressekopie geht hiermit an Kevin Zindler
"Atomic Eden" ist ein deutscher Independent-Actionfilm, der nun in England als "Nazi Doomsday Device" veröffentlicht werden soll und hierzulande wohl nächstes Jahr offiziell in den Handel kommt. In Deutschland ist das Action-Genre ja verpönt ohne Ende und den Beweis liefert die ARD in diesen Tagen auch gleich, weil man die künftigen Schweiger-Tatorte weniger bleihaltig und mehr traditionell gestaltet haben möchte. Also in Schlaftabletten verwandeln. Übrigens ist es auch erwähnenswert, dass zur Schande der deutschen Filmindustrie neben "One million k(l)icks" und "Ultimate Justice" (immerhin mit Mark Dacascos) ein weiterer hier beheimateter Actionfilm zuerst im fremdsprachigen Ausland erschienen ist. "Plan B ..scheiß auf Plan A" - ebenfalls mit Mike Möller - erging es ja auch kaum anders. 
Im vorliegenden Film darf man sich an einem US-Star namens Fred Williamson erfreuen, der schon Filmgeschichte geschrieben hat und sicher auch hier über eine gewisse Fangemeinde verfügt. Als weitere internationale Akteure hat man sich Lorenzo Lamas (Ja, der aus "Falcon Crest" und "Renegade" sowie diversen PM-Entertainment-Krachern) und Everett Ray Aponte geangelt und für die musste auch eine Synchro her - und schon sind wir bei einem positiven Aspekt angelangt. Wer sich jetzt durch die unterschiedlichsten Angebote aus der Sparte gekauft und gesehen hat, weiß nur zu gut, dass man für eine Synchronisation bei diversen veröffentlichenden Labels die möglichst günstige Variante wählt, was oft genug bedeutet, dass man einem lustlos vorgetragenen Referat eines Schülers lauscht, der seinem Lehrer eine Lektion in Eintönigkeit vermitteln will. Hier kann "Atomic Eden aka Nazi Doomsday Device" schon einmal punkten und lässt die Konkurrenz gnadenlos hinter sich. Da ist der Markt mit etlichen schlechteren Arbeiten geradezu überflutet. Die Story ist einfach gehalten, die Dialoge auch keine Herausforderung für das Verständnis, wer da gerade wen auf dem Kieker hat. Es sind so einige nette Sprüche eingebaut, die aber nicht wirklich alle zünden. Dennoch gibt es den einen anderen Schmunzler schon - und sei es nur bei Stokers (Williamson) Anmerkung zu Hitlers "Mein Kampf". Und wenn Mike Möller dann äußern darf, dass er keine Waffe braucht, weil er eine ist, dann kommt unwillkürlich der Gedanke an Chuck Norris auf und man weiß zudem spätestens jetzt, dass sich hier Fans des B-Action-Movies versammelt haben und ihre Hommage an das Genre zum Besten geben. So darf es auch an coolen Szenen nicht mangeln und Darwin - The Texan zeigt sie mit seiner Winchester, manche wirken auch eher unfreiwillig komisch, wenn die Meute der Army of the mad men (die wirklich sehr an Romeros Film "Crazies" erinnern) volle Kanone aus sämtlichen Rohren ballert, ohne sich Gedanken um den Krawall zu machen und einer der Burschen mit seiner Pistole und Schalldämpfer loslegt. Okay, kann passieren, macht einen gewissen Charme aus, den auch die kleine Erinnerung an "Das Ende" von Carpenter aufweist, wenn die Belagerer, der justamente durch ein zerschossenes Fenster reinkrabbeln wollen durch eben jenes wieder hinausgeballert werden. Und auch wenn so manches wie z. B. die Location relativ günstig wirkt, auch hier habe ich schon viel üblere sichten müssen - aus Ländern, denen in Sachen Actionfim nicht so kritisch gegenübergestanden wird. Ich nenne mal als Beispiel den Film "Check Point", in dem Fred Williamson auch mitwirkt. Das Budget soll ungefähr die gleiche Höhe gehabt haben wie der deutsche Vertreter, doch was sie daraus gemacht haben, ist eine andere Sache. Action wird bestenfalls angedeutet, selbst echte Patriotenszenen, die die Amis ja lieben, werden versaut und Fred Williamson darf sich mit William Forsythe auch nur unterhalten. Dieser Film wird in Deutschland als "Collateral Terror" vermarktet und könnte in Apotheken als rezeptfreie Einschlafhilfe vermutlich höhere Umsätze generieren, als in der geplanten Verkaufsstrategie.

"Nazi Doomsday Device" ist diesem Film also bei weitem ÜBERLEGEN, da es nach der Teamzusammenstellung, die nach bekanntem Muster vonstatten geht, auch zügig mit der Action beginnt. Und da beginnt die Zeit des Mike Möller, der neben Williamson, der Synchro und Lamas ein weiteres Pfund ist, mit dem man getrost wuchern kann. Der Mann macht einfach Spaß bei seinen Fights (auch wenn der am Ende doch etwas zu knapp gerät) und sollte international VOR der Kamera mehr Anerkennung erfahren. Wo seine Kollegen die Armee der Feinde, deren Zahl wirklich Legion ist, mit ner Menge Munition aus den Socken schießen - und hier hat dann auch Fred Williamson, beim Dreh immerhin 77 Jahre alt, entschieden mehr zu tun als in der vorgenannten US-Gurke -, haut der ihnen mit spektatkulären Moves die Köppe platt. Allein er ist die Sichtung wert - und es gibt ja noch viel mehr zu entdecken.

DEUTSCHE Actionware, die sich vor der Schwemme von billigem Zeugs, aus anderen Ländern teuer importiert, nicht zu verstecken braucht. Insgesamt für Actionfreunde und Filmfans ein sehr unterhaltender Independent, der zwar den einen oder anderen Mangel hat, das aber mit dem Enthusiasmus aller Beteiligten und nach der Einleitung pausenloser Action wieder wettmacht. Und CGI? Gibt es fast gar nicht. Auch ein Vorteil. Was es von Mike Möller bisher zu sehen gab, wenn er seine eigenen Filme produzierte und eine der Hauptrollen übernahm, weckt den Wunsch, dass er noch mehr davon macht, vielleicht irgendwann mit höherem Budget. In "Half past dead" von 2002 als Knacki ist er mir aber noch nicht aufgefallen. Würde mich persönlich freuen, wenn da jetzt mehr Aufmerksamkeit für ihn rausspringt. 7/10 mit Tendenz zu Höherem.

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