Samstag, 29. Oktober 2011

Buchreview "Flashback"

Dan Simmons. Es ist das Jahr 2036. Die USA stehen vor dem ökonomischen und politischen Zusammenbruch. Auf den Straßen herrschen Gewalt und Anarchie - und eine mysteriöse Droge namens Flashback.
Man schreibt das Jahr 2032 (Aus den Daten im Text kann man mehrfach entnehmen, dass die im Klappentext angegebene Jahreszahl nicht korrekt ist.). Der Wirtschaftskollaps der USA steht bevor, die jungen - weißen - Männer werden mit 17 Jahren in die Armee eingezogen, welche gegen Devisen für reiche Länder wie Indien und Japan deren Kriege führt. Überall herrschen Chaos und Terror. Das Land ist besetzt von Mexikanern (Wollen sich die 1848 von den USA annektierten Gebiete wieder zurückholen) und Muslimen (Auf Ground Zero steht jetzt ne Moschee, der 11.9. ist ein Feiertag, den auch die Christen munter mitmachen und ihre Glocken läuten), wird de facto von japanischen Beratern geführt. In der Bevölkerung kursiert die Droge Flashback, die es den Konsumenten ermöglicht, ihre schönsten Momente des Lebens immer wieder neu zu erleben. Von den Muslimen und Japanern für die eigenen Leute bei Todesstrafe verboten, wird es den Amerikanern erlaubt, der Wirklichkeit zu entfliehen. Nach dem Tod seiner Frau vor 6 Jahren gehört auch Ex-Cop Nick Bottom zu den Flashbacksüchtigen. Seinen Sohn (16) hat er direkt nach dem Tod seiner Frau zu seinem Schwiegervater nach L. A. abgeschoben, das längst von Mexikanern und Moslems beherrscht wird, und der sich dort massiven Ärger ob eines Attentats auf einen japanischen Berater einhandelt und der die Stadt gemeinsam mit seinem Großvater fluchtartig zu verlassen gedenkt. Indes bekommt Bottom von einem hohen japanischen Berater in fernen Denver den lukrativen Auftrag, den Mord an dessen Sohn aufzuklären. Unwillig beginnt er seine Arbeit mit dem ihm an die Seite beorderten Aufpasser Sato und sieht sich bald vor immense Probleme gestellt. Das Ganze ist nicht nur ein simpler Mord am Sohn eines hohen Beraters, sondern der Einstieg in eine gigantische Verschwörung.
"Flashback" ist nicht nur ein Genrewechsel von Dan Simmons ("Drood"), sondern eine düstere Zukunftsvisoion, die ordentlich schwarz malt und einige fragwürdige politische Aussagen beinhaltet, bei denen eine äußerst konservative Gesinnung des Autors durchschimmert. Seinen Ideen eines Weltkalifats und einer japanischen Wohlstandssphäre, die an den 2. Weltkrieg und deren dortige Eroberungen erinnert, die Europa und Asien geteilt haben, stellt er das Versagen amerikanischer Regierungen gegenüber, die massenhaft Schulden für den Sozialstaat gemacht haben, statt das Geld lieber in alter Reagan-Manier in die Rüstung zu stecken und sich gegen Einflüsse von außen zu verteidigen. Infolge dessen löst sich die Gesellschaft unter fremder Fuchtel immer mehr auf, hehre Ideale werden verdammt und lassen bei derlei politischen Botschaften ein kontroverses Buch entstehen. Aber zu den vielen Facetten des Buches gehören auch einige humorige Umschreibungen (Hier sei stellvertretend Boulder erwähnt, aber viele der Bonmots können aufgrund der Masse hier gar nicht recht gewürdigt werden, die sich in vielen Nebensätzen und kleinen Anekdoten finden lassen), die den Eindruck entstehen lassen, dass man alles, was hier an Kritik und politischen Statements vorgesetzt bekommt, vielleicht auch nicht zu ernst nehmen sollte, obwohl stellenweise fast wie mit dem Holzhammer republikansiche Wahlpropaganda betreiben wird, die den Anschein nahe legt, dass man den Sozialstaat auch abschaffen könnte. Lässt man das aber außen vor, bekommt man eigentlich einen recht konventionellen und traditionellen Verschwörungsthriller im Zukunfstgewand vorgesetzt, der auch das sattsam bekannte Buddy-Element mit den ungleichen und unfreiwilligen Partnern, die sich gegenseitig mit Sprüchen triezen. Eine gute, spannende, möglicherweise auch nachdenkliche Lektüre mit einigen satten Actionsprenkeln und in lockerer Sprache flüssig in Szene gesetzt. Die Auflösung ist aber denn doch für versierte (sprich Genrefans) Thrillerfreunde aber keine große Überraschung mehr. trotz aller Kritik ein gutes Buch, das Laune macht und mir besser gefallen hat, als das ähnlich gelagerte "Die Plage" von Charlie Huston.

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