Freitag, 10. April 2009

Buchreview "Packeis"

Clive Cussler und Paul Kemprecos. Der geniale ungarische Wissenschaftler Laszlo Kovacs hat während des Zweiten Weltkrieges eine Methode entdeckt, mit der sich der "Polsprung", eine ca. alle 250.000 Jahre stattfindende Umkehr des Magnetfeldes der Erde, auslösen lässt. Jetzt ist sein geheimes wissen auf verschlungenen Wegen in die Hände von Tristan Margrave und seiner Lucifer's Legion gelangt, einer Gruppe militanter Globalisierungsgegner. Margrave will den Polsprung auslösen, um die Welt aufzurüttlen und die Befürworter der Globalisierung zum Umdenken zu bewegen. Den Polsprung auslösen will auch Jordan Gant, ein Finanzmagnat, allerdings mit dem Ziel, sich daran zu bereichern und die Kontrolle über die weltweiten Kommunikationssysteme an sich zu reißen. Zwar wollen beide den Prozeß anschließend wieder rückgängig machen - doch genau das ist kaum möglich. Räumlich begrenzte Test der Kovacs-Methode lösen katastrophale Ereignisse aus - ein al s unsinkbar geltendes Frachtschiff verschwindet spurlos im Ozean, eine horde an sich harmloser Orcas macht plötzlich dem Namen Killerwale alle Ehre und greift Teilnehmer einer Regatta an - und sind nur ein kleiner vorgeschmack auf das, was der Welt bevorstehen könnte, nämlich die Vernichtung sämtlichen organischen Lebens. Nur die Enkelin Kovacs', Karla Jannos, soll das Geheimnis kennen, wie sich der Prozess des Polsprungs rückgängig machen lässt. Die Paläontologin, die gerade auf einer Insel vor der Küste Sibiriens ein Mammut-Massengrab untersucht, rückt in den Fokus der drei Parteien, und zusätzlich heftet sich auch noch eine vierte Partei an ihre Fersen: eine Bande zu allem entschlossener Elfenbeinschmuggler. Erst jetzt wird Kurt Austin vom NUMA-Team hinzugezogen, um die Welt vor dem drohenden Untergang zu retten.

Trotz meiner schon früher erwähnten Vorbehalte, habe wieder einmal zu den unfehlbaren Charakteren aus der Schmiede des Herrn Cussler gegriffen. Statt der Herren Dirk Pitt und Al Giordano wurden nur die Namen ausgetauscht (hier heißen die Superhelden, die zur Rettung der gesamten Menschheit antreten Kurt Austin und Joe Zavala), um einen absolut typischen Vertreter aus dem Cussler-Universum zu schaffen. Natürlich sind diese beiden Superheros denn auch viel zu gut, um tatsächlich wahr zu sein. Ritter ohne Fehl und Tadel, die als Rüstung ihren glänzenden amerikanischen Heiligenschein ihr Eigen nennen und die Bösewichter der Welt mit allen Mitteln bekämpfen. Damit der Gegner auch so richtig die Antipathien des Lesers auf sich vereint, wurden diesmal alte Nazis auserwählt, von den Heroen von Amerikas Gnaden in die Schranken gewiesen zu werden. Ansonsten ist das Buch durchaus unterhaltsam und einigermaßen flüssig konstruiert, sodass man nicht von Langeweile gemartert wird, sofern man sich nicht an den negativen Aspekten des Gelesenen stört oder zu hohe Ansprüche stellt. Man kann sich aber auch nicht des Eindrucks erwehren, dass die beiden Autoren etwas in den Archiven des Meisters gestöbert haben und auch so manch andere Idee (die Walattacken) kam irgendwie bekannt vor. Was die Actionsequenzen angeht, hat sich das Duo diesmal etwas zurückgenommen, doch da ich kurz zuvor den Quickreader Hell Island von MATTHEW REILLY in Arbeit hatte (so muss Action sein - 100 Punkte!!!), konnten sie dagegen nur verlieren.
Daher als Gesamtfazit nur ein deutliches Mittelmaß mit einem deutschen Titel, der ja mal wieder so gar nicht zutrifft. Ich habe in dem gesamten Werk jedenfalls nichts entdeckt, das den Begriff Packeis wirklich verdient hätte. Vielleicht hätte man doch eher Polar Shift nehmen sollen. Das Buch kann man sich für die Urlaubszeit oder auch für die Mittagspausen im Betrieb gönnen, da sich die jeweiligen Unterbrechungen nicht sonderlich erschwerend für das Verständnis und den Fortgang der Story erweisen. Irgendeiner hat dies mal als primitive Literatur bezeichnet (möchte wissen aus welcher Gesellschaftschicht der kam, vielleicht die Managerschicht, die Aktienkurse und Abfindungsrituale sowie eigene Kontostände besser versteht), doch das wäre ein zu negativer Begriff. Einfache, verständliche Belletristik hätte es auch getan. Gefordert wird man als Leser sicher nicht, aber man kann ja nicht nur Dostojewski zu seinem Programm zählen.

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