Donnerstag, 22. Dezember 2011

Buchreview "Eingesperrt"

Brian Keene. Für die Angestellten von Big Bills Home Electronics ist es nur ein ganz normaler Arbeitstag kurz vor dem Feierabend - bis ein bewaffneter Mann in den Laden stürmt und die Normalität mit brutaler Gewalt zu einem Ende kommt. Die, die den Angriff des unerbittlichen Mannes überleben, werden von ihm hinten im Laden in einen Käfig gesteckt. Für sie beginnt eine Nacht des Bangens, der Furcht und des Entsetzens. Denn sie sind eingesperrt. Und niemand weiß, was genau der Verrückte vorhat.
Der völlig in schwarz gekleidete Fremde stürmt kurz vor Ladenschluss das Geschäft und bläst ganz trocken mit einer Schrotflinte dem armen Alan, der gerade abschließen will, die Rübe weg. Als der Chef von Big Bills mit dem Kerl eine Diskussion anfängt, ereilt ihn das gleiche Schicksal. Kommentiert wird das Ganze mit einem rätselhaften: "Ich brauche nur sechs." Dann werden die Überlebenden in einen Käfig im Lager gesperrt. Während die gesamte Einrichtung an das Buy more aus der TV-Serie "Chuck" erinnert, versuchen die Gefangenen sich einen Fluchtweg zu überlegen und Streitigkeiten untereinander im Keim zu ersticken. Da kommt ihr Geiselnehmer und nimmt einen aus ihrer Mitte mit
in den Laden, wo er sämtliche Geräte so einstellen soll, dass es nur noch statisches Rauschen gibt. Und als dann einer der Kollegen einen extrem störenden Harndrang verspürt, holt ihn der Typ aus dem käfig ab, um ihm einen Gang zur Toilette zu erlauben. Doch mit der Zeit machen sich die Verbliebenen Sorgen. Wieso kommen die beiden nicht zurück? Schüsse waren jedenfalls nicht zu hören. Was ist da draußen bloß los?
Brian Keene hat sich mit dieser Novelle wieder von seinem Richard-Laymon-Gedächtnistrip entfernt und auch der veröffentlichende Verlag Atlantis prahlt nicht mit markigen Worten und knalligen Aufklebern, dass hier der legitime Nachfolger des verstorbenen Gottes der Fastalphabeten und Zeitverschwenders des Genres am Werke ist. Brian Keene sei es gedankt, dass er über die Fähigkeit verfügt, seine Geschichten interessant, spannend und auch stilistisch ausgefeilter erzählen zu können und nicht auf Nachahmung angewiesen ist. Nach dem blutigen Gewaltausbruch konzentriert sich Keene auf die Gefangenen, ihre Ängste, ihr Rätseln ob des Motivs des Killers und ihre Charaktere, so das bei rund 80 Seiten möglich ist. Da sind die alten Mitarbeiter, die ihr Leben fast hinter sich haben, der Starke, der Feigling und alle bemerken plötzlich anhand des nahenden Todes völlig alltägliche Dinge, die sie bis dato nie zu würdigen wussten und jetzt womöglich nie wieder erleben werden. Sie denken an die Familie, vergebene Chancen und die guten alten Zeiten. Sie weinen und bibbern, werden wütend und beschimpfen sich gegenseitig, hoffen immer darauf, dass der andere den Mut hat, den Gangster irgendwann anzugreifen, damit sie es selbst nicht tun müssen. Währenddessen lässt Keene die Protagonisten ebenso wie den Leser bis zum Schluss im Dunkeln tappen, was die Motivation des Eindringlings angeht und hält so die Spannung hoch. Düstere Geschichte, die mal nicht dem Zombiereich entstammt und auch (noch?) keine Endzeitstimmung aufkommen lässt. Eher ein Terrorroman mit gewalttätigen Sequenzen.

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