Dienstag, 7. Februar 2012

Buchreview "Das große Gold"

Richard Stark. Als Preis für seine Flucht aus dem Knast muss Parker beim Einbruch in einen Juweliergroßhandel mitmachen. Von Anfang an missfällt ihm der vermeintlich todsichere Plan und tatsächlich muss Parker all seinen Scharfsinn aufbieten, damit er und seine Kumpels mit dem großen Gold davonkommen. Doch dann begeht ausgerechnet Brenda, eigentlich ein Profi, eine Dummheit.


Bei einem eigentlich simplen Bruch, bei dem Parker und seine Leute sich Medikamente greifen wollen, um sie in großen Mengen teuer im Ausland zu verscherbeln, wird er aufgrund einer Blödheit eines der Kollegen geschnappt. Durch eine Nachricht, die der ansonsten unfähige Pflichtverteidiger aus dem Knast schmuggelt, bekommt Parker einen kompetenten Rechtsbeistand, der ihn schon kennt und weiß, mit wem er es zu tun hat. Dieser sorgt dafür, dass außerhalb des Baus bestimmte Personen die Zuverlässigkeit von Parker bestätigen und so kann er damit anfangen, im Knast Vorbereitungen zur Flucht zu treffen. Die richtigen Leute sind gefunden, Vertrauen ist hergestellt und los gehts. Nachdem ausbaldowert ist, wie man sich absetzen kann, wird dies schnell in die Tat umgesetzt und bis auf eine - nötige aus Parkers Sicht - Ausnahme geht es völlig ohne Verletzte raus. Dort macht man sich sofort daran, den Plan mit dem Raub in die Tat umzusetzen. Das Lager ist in einem alten und aufgegebenen Armystützpunkt mit dicken Mauern untergebracht. Nur zwei Zugänge - bis auf einen dritten, der den meisten Menschen unbekannt ist. Nur einer von Parkers neuen Kumpanen kennt den Weg in das ansonsten eher leicht bewachte Gebäude. Pech nur, dass der Weg rein auch der Weg nach draußen sein sollte und leider durch unglückliche Umstände beim Abtransport der Sore versperrt wird. Jetzt sind sie in dem Gebäude gefangen und jede Idee zum Aussteigen ist immer wieder mit neuen Komplikationen verbunden. Und dann ist da ja auch ncoh Brenda.

Den Ganoven Parker, dessen geistiger Daddy Donald E. Westlake alias Richard Stark ist, wurde schon zweimal im Kino verewigt. Das Buch "Payback aka The Hunter" war nicht nur das erste der Reihe um Parker sondern auch als erstes und bisher einziges verfilmt. Zuerst mit Lee Marvin in "Point Blank" und dann mit Mel Gibson in "Payback-Zahltag". Als dritter Darsteller des Protagonisten wird alsbald Jason Statham (Transporter) unterstützt von Michael Chiklis (The Shield) vor die Kameras treten. Während zu Lebzeiten des Autors (er verstarb 2008) die Nutzung des Namens Parker untersagt war (Marvin hieß im Film Walker, Gibson wurde Porter genannt), darf Statham denn nun tatsächlich den Namen Parker tragen. Das Drehbuch zum Film orientiert sich vage am 19. Buch der Reihe mit dem Titel "Flashfire". "Das große Gold" ist Band 21 von 24, die Westlake/Stark über einen Zeitraum von rund 47 Jahren verfassst hat. Das Bemerkenswerte hier ist, dass nunmal gar nichts funktioniert. Nach dem Gefängnisausbruch geht bald alles schief. Immer neue Hindernisse tauchen auf und nicht jeder der Truppe erlebt das Ende des Romans als lebendige Figur. Parker bleibt sich selbst treu. Völlig ruhig, immer durchdachte Handlungen und keine noch so geringe Emotion beeinflussen seine Taten. Wer im Weg steht, wird falls nötig eliminiert. So kommt es, dass der Leser sich damit konfrontiert sieht, dass er einem Dieb, Räuber und Mörder die Sympathien entgegenbringt. Einem Berufsverbrecher, der nicht immer zu den großen Gewinnern zählt. Stark beschränkt sich in seinem Stil auf das Nötigste. Kurze, knappe Dialoge, bei denen man Statham in Person des eh wortkargen Parker laut Drehbuch einige nette One-Liner in den Mund legen könnte, da sich die Charakterisierung der Hauptperson über sämtliche Romane zieht. Man erfährt fasst nichts über ihn, er bleibt im Prinzip ohne ein Seelenleben, geht nur cool und berechnend vor. Hier gibt es keine seitenlangen Psychogramme oder Motivationserläuterungen, Stark schreibt nichts, das von der Story ablenken könnte oder den Lesefluss hemmen würde. Alles irgendwie kühl, distanziert und immer vorsichtig und auf der Hut. Auch daraus bezieht die Reihe ihre Faszination, eine Abweichung vom gewohnten Heldenbild und den Happy-Ends. Daraus ergibt sich ein kurz und gut. So muss ein Parker-Roman sein. Dass trotz des Titels kein Gold im Buch vorkommt, lassen wir mal außen vor, es geht nur um Juwelen. Abgesehen davon bleibt es eine Empfehlung für jeden Krimifan, der es mit dem stoischen Außenseiter hält, der keinerlei zwischenmenschlichen Kontakt zu seinen Weggefährten hält. Macht es irgendwie leichter, sie zu beseitigen, wenn es nötig wird.

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