Philip Kerr. Scott Manson hasst Weihnachten: volle Spielpläne, die Hektik der
Transfergeschäfte im Januar und Fußballspieler, die nur Drogen und
Partys im Kopf haben. Sein Job als Co-Trainer ist es, die Mannschaft vom
Erstligisten London City durch die Feiertage zu navigieren, und keiner
macht ihn besser. Aber dann wird sein Boss, die portugiesische
Trainerlegende Zarco, ermordet. Scott muss den Täter stellen, schneller
als die Polizei und schneller als die Presse. Auf der blutigen Spur des
Geldes gerät er immer tiefer in den Strudel von Hinterzimmerdeals und
Bestechungen der Liga. Und schließlich heftet er sich dem Clubeigner mit
seinen zwielichten Kontakten zur Russenmafia an die Fersen.
Scott Manson arbeitet beim Premier League-Club London City als Co-Trainer unter dem akribischen, aber auch oft sehr unleidlichen Trainer Joao Gonzalez Zarco aus Portugal. Der Besitzer des Clubs ist ein Milliardär aus der Ukraine, selten da, weil mit der Yacht in der Karibik unterwegs, immer ein bisschen protzig und ständig unter Verdacht einer dieser miesen Zerfallgewinnler am Ende des Kalten Krieges. Manson war früher ein talentierter Spieler, bis ihn eine Verurteilung wegen Vergewaltigung für längere Zeit aus dem Verkehr zieht. Nach der Haftzeit nutzte er seine Möglichkeiten und hospitierte bei Pep Guardiola in Barcelona und Jupp Heynckes bei den Bayern aus München. Irgendwann kam er zurück nach England und begann mit der Arbeit für London City. Als Co muss er die Vorgaben des Chef-Coaches im Training umsetzen und den Spielern Feuer unterm Hintern machen, da die sich mehr damit beschäftigen, ob ihre Frisur richtig sitzt, denn um Taktik oder Anweisungen. Und dann passiert es: Zarco wird tot in einer dunklen Ecke des Vereinsgeländes gefunden. Er hat etliche Schrammen, der Schädel ist eingeschlagen. Ganz klar - ein Mordfall. Die Polizei wird hinzugerufen und die Ermittlungen beginnen. Selbstverständlch ist Officer Neville, mit dem Manson schon einen Strauß wegen eines Lochs im Rasen, das die Abmessungen eines Grabes hatte. Manson und Neville sind sich von Beginn an richtig unsympathisch. Doch auch andere in den Reihen der Polizei schießen sich auf Manson ein, doch der kann alles an sich abprallen lassen. Dann wird er zum obersten Boss gerufen. Sokolnikow bietet ihm den Job des Chef-Trainers an, aber dafür muss er noch eine weitere Aufgabe lösen. Er soll den Fall in die eigenen Hände nehmen und klären, BEVOR die Polizei zu sehr in den Angelegenheiten des Ukrainers rumschnüffelt. Keine leichte Aufgabe, denn Zarco war ein echter Wüterich, wenn es darum ging, sich Feinde zumachen. Seine Ausbeute war phänomenal. Leider ist die Liste der Verdächtigen dadurch ellenlang. Nicht gut, aber hey, um Chef-Trainer zu werden, muss man sich mal ein Bein ausreißen.
Thriller im Fußball-Milieu gibt es jetzt nicht gerade wie Sand am Meer, was eigentlich verwunderlich ist, da die Zielgruppe immens ist - vorausgesetzt sie können lesen. Und Kerr kritisiert den mittlerweile nur noch zu einer Gelddruckmaschine degradierten verkommenen Sport, der mehr von Show denn von gutem Fußball lebt. Vor allen Dingen das mit dem ehrlichen Sport ist mittlerweile Mangelware geworden. Es geht nur noch ums Geld und flugs ist man in die Welt der Korruption katapultiert worden. Da ist der Dachverband FIFA, der ja die Wintertransferperiode abgesegnet hat, die von Manson ebenso als Schwachsinn abgefiedelt wird, wie den Spielplan in England um Weihnachten und Neujahr herum. Dass die Spieler nicht unbedingt die hellsten Köpfe sind, weiß auch so hziemlich jeder. Wozu würden sie sonst Berater in diesem Menschenhandel benötigen? Die Berater wiederrum interessiert kein bisschen, was gut für den Spieler ist. Dem wird mal schnell ein Floh ins Ohr gesetzt, dass er woanders mehr verdienen könnte und schon macht sich der Berater daran, sich seine Provision zu verdienen. Da werden Gerüchte gestreut, von den Medien liebend gerne übernommen und wenn ein Artikel dazu dann in drei oder vier Zeitungen aus demselben Stall und vielleicht auch einem Sender, der zur Gruppe gehört, noch einige Worte abgepresst und dann von übereinstimmenden Medienberichten zu sprechen. Und schon rollt die Lawine. Die Presse hat ständig was zu schreiben und wenn ihnen der Stoff mal ausgeht, fabrizieren sie ihn eben selbst. Und alle spielen dabei mit, denn Fußball ist zu einem Milliardengeschäft geworden und soll noch weiter verbreitet werden, also gibt man mal schnell Katar eine Sommer-WM, obwohl man genau weiß, dass man dort kein derartiges Event veranstalten kann. Und die Fans? Tja, die Deutschen, Holländer oder Briten wollten trinken - und zwar kein Wasser. Katar ist auch in der Hinsicht knochentrocken. Was hat die FIFA da geritten? Es geht ja derzeit eh durch alle Gazetten, dass die USA die Ernittlungen hinsichtlich Jahrzehnte langer Bestechung übernommen haben. Das FBI ist voll dabei. Nur, wieso gerade die Amis, für die ist Soccer, wie sie den Fußball nennen, doch nur ein kleines Licht, von dem sie keine große Ahnung haben. Egal, ist eh nur ein Punkt von vielen. Homosexualität im Fußball wird angesprochen und mit dem tenor "Lass das bloß keinen wissen, wenn die eigenen oder Spieler der Gegner sich anständig verhalten, gilt das noch lange nicht für die Fans." Und dann die Auswüchse der Verträge mit der FIFA, wenn ein Land eine WM bekommt. Da dürfen dann im Umkreis von was ich wieviel hundert Metern nur Getränke oder andere Produkte der Sponsoren verkauft werden. Die FIFA verhält sich diktatorisch, rücksichtslos, gierig und skrupellos. Und einer dieser Milliardäre, der sich einen Verein wie ein Spielzeug hält, sorgt dafür, dass auch dieses Modell der Vereinsführung unter einen eher dunklen Stern erscheint. Dieser Fußball ist eigentlich schon lange nicht mehr das, was er einmal war. Heute diktieren die TV-Sender im Grunde die Spielansetzungen und ein Spieltag beginnt am Freitag und endet erst am Montag, so zerstückelt ist er. Nur um der lieben Kohle willen. Ich behaupte mal frech, dass sogar Leute, die mit Fußball so rein gar nix am Hut oder den Haarverlängerungen haben, hier voll bedient werden, da so ziemlich jeder kritische Punkt angesprochen wird. Sei es Rassismus, Suff und Drogen, Eitelkeiten und Geltungssucht oder die Spieler mit ihren runderneuerten Trophäenfrauen, von denen die eine oder andere eh nur als Alibi herhalten muss, damit der Spieler seine Homosexualität verschleiern kann. Frauchen hat da sicher nen guten Vertrag ausgehandelt. Vielleicht hatte sie ja auch einen. Philip Kerr hat dem Leser die Missstände in diesem Geschäft nur so um die Ohren und lässt nix aus. Und das Ganze ist mit einigen deftig-derben Kommentaren und Sprüchen gewürzt, wozu knurrige, jetzt tote Cheftrainer einen guten Teil beigetragen hat. Schmunzler garantiert. Das Buch ist nun nicht gerade das literarische Wunderwerk, aber es ist flott und unterhaltsam. Es macht Spaß, die Anlehnungen an reale Personen zu erkennen oder dem ganzen Name-Dropping zu felgen, das der Autor hier munter und fröhlich betreibt. Sei es der Griff von Vinnie Jones in die Kronjuwelen von Gazza Gascoigne (Der wohl Pate für Denno war) oder frühere Weltklassespieler. Für all diejenigen, die das Buch gerne lesen würden, aber Fußball nicht verfolgen würden, wenn ihre Leben davon abhängen, wäre es begrüßenswert, mehr als nur die eine oder andere Fußnote einzufügen oder gesamt an den Schluss zu stellen, denn wer weiß denn schon, warum Liverpool eine "geteilte" Stadt (FC Liverpool und FC Everton sind ja beide Liverpooler Vereine) ist oder was es mit den "Yids" auf sich hat. Das sind Clubangehörige und Fans von Tottenham Hotspur, denen man gerne nachsagt, sie wären so jüdisch wie nur was, da sie schon seit Urzeiten mit den jüdischen Immigranten im Londoner West End verbunden werden und der Verien dies auch selbst aufgegriffen hat. Ja, der Fußball ist noch frei von der berühmten und unsäglich nervenden "Political Correctness". Schlimmer noch, in und um die herum scheint am Spieltag für den Fußball ein rechtsfreier Rau m zu existieren. von Beleidigungen, Drohungen, Straßenschlachten bis hin zu Morden (Südamerika tut sich in dem Fall besonders hervor) und wirklich passieren tut da keinem der Involvierten aus Richtung der Ordnungshüter etwas. Und die Figuren im Buch sind sehr unterschiedlich und irgendwie fast alle zwielichtige Gestalten. Da ist der dubiose Geschäftsmann, der nun einen Fußball-Verein besitzt, während sich alle fragen, mit welchen Mitteln er an die Kohle gekommen ist. Da sind Berater wie der genannte Gentile, die krumme Geschäfte machen und selbst Insiderhandel ist nicht weit weg. Wo es um soviel Geld geht, bleibt das Recht auf der Strecke, die Ehrlichkeit sowieso und Schamgefühl hat eh keiner mehr. Und da ist Scott Manson. Unbeirrbar, clever, gutaussehend und mit genug finanziellen Mitteln im Hintergrund, dass er den Job eigentlich garnicht bräuchte. Tja, und mir kam er mit seinen Modeticks und einigen anderen Bemerkungen schon so vor, als würde er sich recht elitär verhalten. Hach, so einrichtiger, reicher Gutmensch, dem zwar die Frau abhaut, ihm aber sofort schon wieder ein Ersatz am Klingelbeutel hängt. Manson weiß alles, kann alles und ist der Hero. Ach ja, der Todesfall wird dann auch noch geklärt. Das hat alles seinen Reiz, liest sich gut und auch temporeich, obwohl es kein Actionkracher ist. Aber man kann sich die kleinen Rasenäffchen so richtig vorstellen, wenn sie da auf dem Rasen dem Ball hinterher hetzen. Viele davon strunzdoof, aber Wochengehälter kassieren, die im sechstelligen Bereich liegen. Was es mit diesen Wochengehälter wirklich auf sich hat, weiß ich nicht wirklich, da auch die "Leistungsvergütung" für Fußballer monatlich beglichen wird. Möglicherweise hört sich eine exorbitanter Wochenlohn viel geiler für kleinen Äffchen an. Wer weiß? Feiner Stoff, der bisher viel zu selten für einen Thriller genutzt wurde. Dominique Manotti hat ebenfalls noch ein Werk - "Abpfiff" - aus dem Bereich dieses Sports geschrieben, ansonsten ist es zappenduster, ABER Scott Manson wird noch zweimal zum Dienst antreten. Und ich werde mir die Bücher sicherlich gönnen, denn wenn man ein Fußball-Freund ist, dann erkennt man eine wunderbare Satire auf die miesen Tricks und Geschäfte, die gang und gäbe sind, aber von jedem schön unter der Decke gehalten werden, denn nur ein "sauberer" Fußball bringt die Milliarden. Tja, dann sollten sie jetzt mal bei der FIFA ordentlich kehren, denn dort ist der Schmutz vielschichtig und bisher noch ne abgetragen worden. Bye, bye Sepp wäre da nur die richtige Ansage. Geh wieder zum Eishockey. Ach
ja, hier versucht sich niemand mit einer Aktion für Flüchtlinge einen kaschierten großen Werbeauftritt zu verschaffen,der noch nicht einmal was kostet.
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