Erik Williams. Es hört sich so einfach an. Einsteigen, alle umlegen und das Geld und
die Drogen mitnehmen. So sieht Russells und Mickeys Plan aus. Doch die
Drogenhöhle mitten im Wald verbirgt ein dunkles, im Keller angekettetes
Geheimnis. Eine wütende Bestie voller Methamphetamin will freikommen.
Nichts könnte den Amoklauf mit Drogen vollgepumpten Bigfoots aufhalten - Bigfoot gibt es wirklich und er ist süchtig nach Meth!
Russell und Mickey gehören zu den Meth-Köchen mit eigenem Suchtverhalten in den tiefen Wäldern der USA. Solange alles in bestimmten Territorien aufgeteilt bleibt, herrscht Frieden. Die Bullen ignorieren das Problem gegen eine kleine Gabe und die Touristen bekommen von dem Mist eh nix mit. Doch da ist eine Konkurrenz am Werkeln, die es übertreibt, möglicherweise sogar für mehr Aufmerksamkeit als unbedingt nötig sorgt. Es gilt also, diese miese Brut auszumerzen. Die Beiden machen sich auf den Weg. Und bei den Drogenherstellern mit Stressfaktor 100 geht es gerade rund her. Haben die Knallköppe doch glatt nen Bigfoot im Keller, was ja an sich schon ne rechte Blödheit wär, aber nö, die mussten das Vieh/den Typ/das Wesen (ich benutze ab jetzt Vieh) noch drogenabhängig machen. In einem Kellerloch wird Bigfoot gehalten und immer wieder mit Nachschub versorgt. Und wenn der nicht rechtzeitig kommt, geht es den Spacken wie Kollege Jimmy - der Bigfoot latscht ihm die Birne zu Matsch. Und dann kommen Mickey und Russell, um die Konkurrenz umzunieten. Klappt größtenteils, doch nicht alle Feinde werden ausgelöscht, der Bigfoot kommt frei, Russell flüchtet in den Wald, beobachtet von Manny, einem Veteranen, der sich im Wald vor der Zivilisation verbirgt und direkt auf dem Weg zum Lager einer Touristin, die sich dort mit einigen Bieren schlafbereit pichelt. Und der Bigfoot auf Russells Fährte. Und der fiese Sheriff mit seinen halbseidenen und halbgebildeten Deputies mischt dann auch noch mit.
Wie erkläre ich es nun den lieben Lesern. Ich hatte ein durchgeknalltes und völlig verrücktes Buch erwartet, etwas das ich noch nicht gelesen hatte. Neu, unerwartet, überraschend. Tja, so ganz hat das nicht gepasst. Die Idee mit dem abhängigen Bigfoot ist nicht schlecht, keine Frage, doch die großen Grinser, der fette Spaß bleibt irgendwie aus. Zudem hatte ich dann immer den Asylum-Film "Bigfoot" vor Augen, bei dem unser aller Alice Copper ähnlich gematscht wird. Der Bigfoot ist halt nur ein rasender Süchtiger auf der Suche nach Stoff und ohne Rücksicht auf irgendwelche Menschen in seinem Wald. Anders verhält es sich mit den menschlichen (Okay, sie bezeichnen sich halt so, weil man sie offiziell zur menschlichen Rasse zählt) Protagonisten. Allesamt irgendwie gestört, allesamt ohne jegliche Sozialkompetenz, allesamt den Drogen verfallen. Und jeder Leser, der hier so eine seltsame Sache wie Anspruch oder gar das andere seltsame Ding, das man irgendwie nur von der Seefahrt her kennt, Tiefgang, der kann hinsichtlich dieses Buches auch gleich auf Tauchgang gehen, denn bei dieser Lektüre wäre er falsch. Man hat den Autor Edward Lee auf der Rückseite des Umschlages zitiert und Leute, was der sagt, ist ja so wahr, wie selten ein Lobpreisung eines Kollegen gewesen ist. Hier wird gerammelt und geknallt bis zum Geht nicht mehr. In verschiedenen Besetzungen und Variationen, Körpersäfte en masse. Einzuordnen irgendwo zwischen einem normalen Horrorthriller der Spartenverlage und den Extrembrettern des Spezialisten Frank Festa. Also zarte Gemüter mit empfindlichen Mägen, Mainstreamleser und -verleger, systemtreue Kritiker und sämtliche Vertreter der neumodischen "Political correctness"-Zensur - haltet euch von der Lektüre fern, sie ist (wahrscheinlich) zu derb für euch. Aber vermutlich handhabt ihr es eh wie die Masse bei den Til Schweiger-Tatorten - der passt sich nicht an, also machen wir ihn platt, auch wenn wir nicht gesehen haben, was er so leistet. Wie früher eben, nur hinter geschickteren Worthülsen versteckt - wer nicht zur allgemeinen Meinung oder der vorherrschenden Masse passt, eigene Vorstellungen hat, der wird ausgegrenzt, diffamiert und sogar öffentlich geächtet. Egal, auch wenn ich mir den Bigfoot etwas verrückter gewünscht hätte, bietet das Buch seinen Leser noch genügend anderen Spaß, den man locker genießen kann. In der Hinsicht hat es mich dann auch positiv überrascht und deshalb kann ich die anfängliche Enttäuschung über den etwas zu normalen Bigfoot leicht verkraften. Also wer Horror der etwas deftigeren Art mit einem kleinen Schlag sexueller Ausschweifungen nahe beim genannten Edward Lee zu schätzen weiß, sollte hier bedenkenlos zugreifen können. Andere lesen lieber Ludwig Ganghofers "Der Herrgottschnitzer von Ammergau". Oh weh, liebe politisch korrekte Sittenwächter, da wird das Wort "Schnitzer" (Serienkiller??) in einem Zusammenhang mit Gott genutzt. Darf das überhaupt sein? Muss man jetzt nicht auch Ludwig Ganghofer in sämtlichen Medien verdammen und verbannen, ja sein Werk gar korrigieren, den das geht ja gar nicht. Nimmt man jetzt nicht besser "Herrgottmaler"? Hach ja, das Leben eines Bewahreres der politisch erzwungenen richtigen Einstellung anderer Menschen ist schwer. Zum Glück hab ich damit nix zu tun. Ich hab meinen Alkoholkonsum eingestellt - schlimm genug.
1 Kommentar:
Sehr coole Rezi :-)
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