Freitag, 20. Mai 2016

Buchreview "Das Signal" P. Lee

Patrick Lee. Ein Anruf mitten in der Nacht: Eine alte Freundin bittet Sam Dryden um Hilfe. Es gilt einen Mord an vier jungen Mädchen zu verhindern. Doch woher wusste Claire von dem drohenden Verbrechen? Sam erfährt: Claire hat für ein High-Tech-Unternehmen gearbeitet, das kurz zuvor von einer heftigen Explosion verwüstet wurde. Die Firma forschte an einem hochgeheimen Apparat, der sich nun in Claires Händen befindet: Ein Radio, das Sendungen aus der Zukunft empfangen kann. Wer es besitzt, kann den Lauf der Geschichte ändern. Kurz darauf ist Claire in der Gewalt eines hochgeheimen Konsortiums, das die Technologie seit ihren Anfängen in den Laboratorien Hitlerdeutschlands zu kontrollieren und zu nutzen sucht. Und Sam befindet sich auf der Flucht, mit dem Gerät, im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner. 

Sam Dryden schließt sich Claire an und folgt ihr ohne groß nachzufragen hinaus in die Wüste. Dort finden sie einen Trailer vor, der im Prinzip von Müllhalden umgeben ist und in dem ein schleimiger Typ vier Mädchen gefangen hält. Sie befreien sie, der Täter stirbt. An sich nichts ungewöhnliches, aber die Story hat einen Haken. Claire hat von einer Maschine, einem Radio gleich, erfahren, dass die Mädchen dort sind und misshandelt werden und auch von ihrem Tod. Die Erklärung, die sie liefert, erscheint völlig verrückt, unglaubwürdig. Und dennoch: nichts davon stellt sich als unwahr heraus. Claire hat als Sicherheitsberaterin in einer Firma gearbeitet, die Sensationelles entwickelt hat. Ein Radio, das in die Zukunft "hört". Man kann über bestimmte Frequenzen Nachrichten hören, die erst in zehn Stunden und vierzig Minuten geschehen werden. Selbstverständlich gibt es auch andere Kreise, die den Nutzen für sich in so einer Errungenschaft sehen. Einen Nutzen, der garantiert nicht der Allgemeinheit dient. Und schon wurde die Firma von einer Explosion dem Erdboden gleichgemacht. Nur Claire und zwei weitere Kollegen konnten dem Inferno entkommen. Doch durch die Geschehnisse mit den Kindern haben sie sich verraten. Sie werden überfallen und Claire von den Feinden in Gewahrsam genommen, Dryden kann gerade so entkommen. Mittlerweile hat er auch noch das FBI auf den Hacken, weil es denen seltsam erschien, dass er an den verschiedenen Tatorten anwesend war, wie sie den gefundenen Fingerabdrücken entnehmen konnten. So ist er einerseits auf der Flucht, andererseits auf der Jagd. Er sucht die abgetauchten Kollegen von Claire, um an weitere Informationen zu kommen, wie er sie befreien kann und was es mit dieser Apparatur auf sich hat, dass dafür eine Menge Menschen sterben mussten. Und dazu immer die skrupellosen Feinde im Nacken.

Patrick Lee hat mit seinen vorherigen Büchern - "Die Pforte", "Dystopia", "Im Labyrinth der Zeit" und "Mindreader" -  klar unter Beweis gestellt, dass er schnell zu den großen Autoren der Spannungs- und Actionliteratur aufgeschlossen hat. Und thematisch wählt er sich nicht auch noch die üblichen Serienkiller, Profiler, Detectives mit diversen privaten Problemen, keine Allerweltsgeschichten, wie man sie auf dem übersättigten Massenmarkt findet und die nur noch zum Einschläfern der Kunden taugen. Er geht den Weg, einige Elemente des Übernatürlichen und der Science Fiction einzubringen, diese dann mit einer rasanten und temporeichen Geschichte zu Papier zu bringen und seinen Lesern damit höchst unterhaltsam zu beweisen, dass er zu den wenigen Autoren zählt, auf die Verlass in punkto abwechslungsreicher und intelligenterer Story ist, die auch mit einem guten Anteil an Action ausgestattet ist. Auch sein fünftes Buch lässt der Monotonie keinen Raum, ist ein Page Turner und somit auch das beste Argument gegen Langeweile. Und seine Maschine ist irgendwie auch die Frage, ob der Leser einem gewissen moralischen Dilemma standhalten könnte, wenn er sie sein eigen nennen würde. Die hier als feindliche Organisation aufgebaute Gruppe hat derartige Probleme nicht. Sie hat ihre Möglichkeiten sogar erweitert, kann im Prinzip schon weit in die Zukunft sehen und wenn dort jemand Präsident wird, der ihren finanziellen Zielen und ihrem Machtstreben im Wege steht, dann hat sie die Möglichkeit, den Menschen im Hier und Jetzt im Alter von vielleicht zehn Jahren aus dem Weg zu räumen, bevor er "Schaden" anrichten kann. Das wäre so, als hätte man schon im Jahr 1980 verhindert, dass sich ein deutscher Kanzler die Einheit auf die Brust heften kann. Es gäbe sie nicht. Oder auch die Leute, die danach folgten und nur am Volk vorbeiwerkelten und ihren eigenen Vorteil sahen. Hätte man selbst standgehalten bei solchen Möglichkeiten? Zum Glück ist das ein Roman und der hat Sam Dryden. Der fightet sich durch die Bösewichter, entgeht Kugeln, Explosionen, Erdbeben und finsteren Gedanken und rettet somit das Abendland. Einziger Nachteil im Buch: Es mussten mal wieder die Nazis herhalten. Warum nicht die Kanadier? Oder das fiese und abtrünnige Alaska? Vielleicht strebt auch Hawaii mit Waffengewalt und Massenvernichtungswaffen die Souveränität an? Wieso immer wieder die ollen Nazis? Abgesehen von diesem Kritikpunkt ist "Das Signal" ("Signal") schnelle und rasante Actionkost, die hervorragend unterhält und den Leser nach weiteren Büchern um Sam Dryden rufen lässt. Ein Highlight unter den von mir bisher in diesem Jahr gelesenen Büchern. Kann ich nur empfehlen, Actionfreunde kommen voll auf ihre Kosten.

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