Montag, 6. Juni 2016

Buchreview "Mission Munroe - Die Spezialistin" T. Stevens

Taylor Stevens. Vanessa Michael Munroe hat sich nach Afrika, zurückgezogen und arbeitet als unbedarfter junger Mann getarnt bei einer kleinen Sicherheitsfirma. Es ist ein ruhiges Leben, bis sie beauftragt wird, ein Schiff Richtung Kenia zu begleiten. Mitten auf See entdeckt sie, dass sich eine illegale Waffenlieferung an Bord befindet. Nur Stunden später wird das Schiff von somalischen Piraten angegriffen, und Munroe gelingt es in letzter Sekunde mit dem schwer verletzten Kapitän ans somalische Festland zu fliehen. Doch schon bald muss sie herausfinden, dass die Piraten nicht auf die Ladung des Schiffes aus waren, sondern auf dessen Kapitän.

Nach den Ereignissen, die sie auch mit Bradford auf Distanz brachten, hat sich Munroe nach Afrika zurückgezogen, wo sie sich mit Lebensart und den Menschen auskennt. Getarnt als Michael arbeitet sie für Leo, den Chef einer kleinen Sicherheitsfirma, sowie dessen Frau Amber. Auf Druck von Leo, dem mit Natan ein Mann ausgefallen ist und der noch dazu vermutet, Michael habe ein Verhältnis mit seiner Frau, kommt sie mit auf ein Schiff, das Fracht nach Mombasa bringen soll. Worüber man sie nicht informiert hat, ist die Waffenladung an Bord, die vor der somalischen Küste in Empfang genommen werden soll. Was Munroe zudem ärgert, ist der Umstand, dass sie hier nur als Anhängsel und nicht als vollwertiges Mitglied der Mannschaft behandelt wird. Leo tut sich in dieser Hinsicht besonders hervor. Doch all dies wird erst einmal nebensächlich als der Frachter überfallen wird. Sie kann zusammen mit dem Kapitän fliehen, doch das macht ihre Lage nur noch gefährlicher. Denn nicht die Ladung war das Ziel der Piraten, sondern der Kapitän. Doch bevor sie wieder zu der Munroe wird, die sie war, bevor sie nach Afrika zurückkam, muss sie erst einmal mit ihrem Leben klarkommen, die Medikamente absetzen und "Klar Schiff" machen. Danach legt sie in gewohnter Manier los und zeigt den Piraten und deren Auftraggebern, wozu eine Frau wie sie wirklich fähig ist.

Hab ich doch letzt in einem Forum gemeint, dass weibliche Autoren, die das Thrillergenre fast schon in Perfektion beherrschen, eigentlich nur von Gayle Lynds vertreten werden. Dabei habe ich aber Taylor Stevens glatt vergessen. Und zudem hat die auch noch eine Protagonistin geschaffen, die nicht in die üblichen Schubladen passt. Sie hat ungeahnte Fähigkeiten, die ihr vonnutzen sein können, aber auch eine ungezähmte Wut und Mordlust, die ihr antrainiert wurde und die sie kaum bezwingen kann. Und genau mit dieser hadert sie im ersten Teil des Buches. Wegen ihr ist sie nach den Ereignissen in "Die Geisel" und einem weiteren Buch, das zwar vor "Die Spezialistin" in den USA erschien, hierzulande aber nicht berücksichtigt wurde (Für deutsche Großverlage eine nicht unübliche Praxis. Da werden Leser gerne derart veräppelt.), wieder nach Afrika gegangen. Sie sehnt sich nach Ruhe und Frieden. Doch auch ohne selbst aktiv zu werden, ist ihr dies nicht vergönnt. Ob es nun Leo oder einige seiner Mitarbeiter sind, entweder wird sie nicht gleichberechtigt behandelt oder in irgendeinen Trouble hineingezogen. Es dauert, bis die aus den Büchern zuvor bekannte Munroe wieder zum Vorschein kommt. Doch dann wird es für ihre Feinde und Gegner gefährlich - auch wenn sie sich im Gegensatz zu früheren Ereignissen stellenweise merklich zurücknimmt. Hat man so ungefähr das erste Drittel hinter sich gebracht, nimmt auch die Spannung zu, kommen nach und nach die Hintergründe des Überfalls an den Tag. Nach den etwas düsteren Gedankengängen der Protagonistin zuvor und den politischen Vorgängen in Afrika gibt es später auch wieder Lichtblicke im Leben der Vanessa Michael Munroe, doch zuvor muss sie noch einige heikle Szenen überstehen. Das Buch ist in einem flüssigen und temporeichen Stil verfasst, der nach dem ersten Drittel dann auch richtig greift und mehr ind mehr in den Bann zieht. Obwohl es jetzt nicht der stärkste Band aus der Reihe ist, kann Taylor Stevens auch nach diesem Buch von meinem Leseverständnis her nur ebenfalls attestiert werden, dass sie mit Ihrer ungewöhnlichen Protagonistin und internationalen Schauplätzen sowie teilweise etwas härterer und kaltblütigerer Action zu den besten Thrilleautorinnen gehört, die ich je das Vergnügen hatte lesen zu dürfen. Warum die auf dem Buchumschlag zitierte Dallas Morning News sie allerdings mit Dan Brown vergleicht, ist mir ein Rätsel. Taylot Stevens ist entschieden besser und im Gegensatz zu dem Genannten kann sie die Qualität auch über mehrere Bücher beibehalten.

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