Montag, 10. Dezember 2018

Buchreview "Die Verlorene" M. Connelly

Michael Connelly. Privatermittler Harrry Bosch soll den Erben des Milliardärs Whitney Vance finden: Der alte Mann hatte als Student ein Verhältnis mit einer Mexikanerin, die er auf Druck seines Vaters verließ, als die junge Frau schwanger wurde. Ein Leben lang hat Vance sich dafür geschämt, nun will er Wiedergutmachung leisten - zum Entsetzen seines Umfeldes. Mit äußerster Vorsicht macht sich Bosch ans Werk. Wenig später erfährt er vom plötzlichen Tod seines Auftraggebers. Für Harry Bosch bedeutet das nur eines: Jetzt erst recht!

Detective Harry Bosch wurde ja zwangspensioniert und hat seinen Arbeitgeber deswegen verklagt. Bei den meisten seiner Ex-Kollegen ist er deswegen unten durch. Als Quellen für seinen neuen Job als Privatermittler kann er die also vergessen. Aber er ist ja ein findiges Kerlchen - trotz seines Alters. Oder gerade deswegen. San Fernando, das mitten im Einflussgebiet des sich immer weiter ausbreitenden Molochs Los Angeles liegt, spielt hier die Rolle des gallischen Dorfes: Sie lassen sich ums Verrecken nicht eingemeinden und auch Budgetkürzungen für die Verbrechensbekämpfung können daran nichts ändern. Da aber die Kriminellen aus den die Kleinstadt umgebenden Bereichen von LA sich nicht an Grenzen halten und ihnen soziale Problematiken eh so egal sind wie den Politikern in aller Welt, musste man sich etwas einfallen lassen. Man stellt bewährte (Alt-)Cops ein, gewährt ihnen gewisse Vorteile während ihrer Teilzeit und die verzichten auf Bezahlung. Wichtig ist: Sie kriegen eine Marke, die die vorweisen können und so ist Harry wieder im Spiel. Und Geld macht er mit seinem Job als Private Eye. Und gerade den bekommt er wegen seines Rufes als Detektiv bei der Mordkommission und seinen privaten Aufträgen. Er soll einem betagten alten Mann den Erben finden, der von ihm damals auf Geheiß des reichen Daddys verstoßen wurde. Die Informationen sind mager, geht das Ganze doch zurück bis in die Zeit, als man Jungs aus den Staaten gerne mal zu einem Dauertrip nach Vietnam schickte, doch auch ein Fall in der Gegenwart nimmt viel Zeit in Anspruch, denn das SFPD erwartet ebenfalls seine Hilfe im Fall eines Serienvergewaltigers. 
In beiden Fällen sind der Verdächtigen viele, die Spuren dünn und akribische Arbeit vonnöten. So kann man auch nicht von einem hohen Tempo in der Geschichte sprechen, aber die Spannung ist dem Autor eh das Wichtigste. Und clevere Lösdungen, die man nicht unbedingt erwartet hat, aber immer im Bereich des Denkbaren sind, kein Deus ex machina. Altbewährte Ermittlungsarbeit in zwei sich berschneidenden Fällen, mit glaubwürdigen Charakteren und einem der besten Bücher von Michael Connelly seit einigen Jahren. Also rund 450 seiten mit einer 7,5/10.

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