Mittwoch, 20. August 2008

Buchreview "Im Auge des Bösen"

Dean Vincent Carter. Als Journalist für das Wissenschaftsmagazin "Missing Link" berichtet Ashley Reeves über außergewöhnliche Naturphänomene, als ihn eines Tages ein vielsversprechender Brief erreicht: Ein gewisser Reginald C. Mather lädt ihn auf eine abgelegene Insel ein, wo dieser über eine ansehnliche Sammlung seltener Insekten verfügt. Dort soll sich auch ein Exemplar der Moskito-Varietät "Rote Ganges" befinden - das einzige seiner Art. Als Reeves am späten Abend auf der Insel eintrifft, begegnet er in Meather einem exzentrischen Sammler, der abgeschnitten von jeglicher Zivilisation ein zurückgezogenes Dasein fristet. Doch bald muss Reeves erkennen, dass sein Gastgeber nicht der unschuldige Einsiedler ist, für den er ihn anfangs gehalten hat. Reeves Leben befindet sich in höchster Gefahr, und Mather ist nicht die einzige feindliche Kreatur auf Aries Island.
Hier blüht Tierhorror gemeinsam mit vietnamesischem Mythos um eine Untreue Gattin, die in einen Moskito verwandelt wurde. Klingt irgendwie bekloppt? Ist es leider auch. Storys um Riesenaffen, Mörderspinnen und andere monströse Viecher funktionieren durchaus - wenn das Drumherum stimmt. Doch Carter führt dem Leser in seinem (glücklicherweise) recht kurzen Werk deutlich vor Augen, wie man seine eigenen Ideeneruptionen völlig versauen kann.
Spannung kommt leider gar nicht auf, denn er reiht einfach nur Kapitel an Kapitel - zuerst um die beiden Hauptpersonen, die dann aber von willkürlich auftauchenden, klischeehaft gezeichneten Nebencharakteren ergänzt werden, ohne wirklich etwas zur Geschichte beitragen zu können. So wird der Loveinterest zugefügt, der plötzlich und unmotiviert ebenfalls die Reise zu Insel antritt und wohl nur der Verlängerung der Geschichte und dem Erfüllen der üblichen Vorgehensweise dient. Der Held benimmt sich von Beginn an als wäre er nicht Herr seiner Sinne und lässt sich ständig an der Nase herumführen, ohne auch nur einen einzigen Makel in der fadenscheinigen Geschichte des Professor Mather hinsichtlich der Riesenmücke zu hinterfragen. Das Viech gedeiht und wächst durch die Fütterung von Mather mit nutzlosem Menschenmaterial (Obdachlosen usw.) vom Festland, das eh keiner vermisst und dazu hat der angebliche Einsiedler plötzlich ein oder zwei Helferlein, die jene benötigte Grundnahrung für das Mythosviech beschaffen, damit er selbst die Insel nicht verlassen muss.
Lächerlich wird es dann, als die Riesenmücke ihre telepathischen Fähigkeiten vor dem Leser und dem dusseligen Helden ausbreitet und dem armen Kerl ihre Lebensgeschichte unterjubelt, wonach sie seit Jahrhunderten auf allen Kontinenten Blut gesaugt hat, in der Hoffnung, dass irgendwo ein Nachkomme ihres Gatten, der sie verflucht hat, dabei sein möge, da dessen Blut sie von dem Fluch befreien würde. Natürlich stellen wir dann fest, dass eben jener Journalist dazu zählt.
Wenigstens startet der Autor den Versuch die Story zu retten mit einigen deftigen Splattereinlagen, doch gelingen mag es ihm nicht. Zu spinnert die Story, zu schwach der Stil und der Inhalt nebst Charakteren, um einen Lesegenuss zu erzeugen. Naja, wenigsten war es mit 300 Seiten nicht zu lang. Besser mit dem Moskitonetz in den nächsten Buchladen gehen, damit die Mücke nicht an einen selbst oder den Geldbeutel herankommt. Aber nach letztem Kenntnisstand hat Heyne ein Einsehen mit allen, die sich noch nicht als Testperson für Schwachsinn geopfert haben: Das Werk ist out of print.

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