Freitag, 5. Dezember 2008

Buchreview "Der Wächter"

Dean Koontz. Ethan Truman, Sicherheitschef des steinreichen Hollywoodschauspielers Channing Manheim, hat mit mysteriösen Drohsendungen zu kämpfen. Seit einiger Zeit schon gehen in der riesigen Villa Pakete mit grausigem Inhalt ein: Schnecken, Käfern, menschlicher Haut - und zuletzt einem Apfel, der fein säuberlich zerteilt und wieder vernäht wurde. Als Truman ihn öffnet, starrt ihm ein Puppenauge entgegen. Offensichtlich plant ein Verrückter einen Anschlag, vermutlich aus Neid auf den märchenhaften Erfolg des Schauspielers. Zwar gelingt es Ethan Truman bald, den Überbringer der letzten Nachricht aufzuspüren, doch wird er bei der Konfrontation fast erschossen, und die Spur wird kalt. Mit wachsender Unruhe fühlt er, dass er den Fall nicht im Griff hat. Die Unsicherheit wird noch verstärkt, denn kurz darauf sieht Truman einen alten Freund wieder - der eben noch tot in der Leichenkammer des Krankenhauses lag.


Der Beginn des Buches ist vielleicht für manchen etwas zäh geraten, doch wer trotzdem weiter den Geschehnissen interessiert folgt, wird alsbald feststellen können, dass es sich gelohnt hat, da die Story mit jeder Seite an Tempo gewinnt und durch geschickt platzierte Cliffhanger an den jeweiligen Kapitelabschlüssen immer wieder zum Weiterlesen animiert. Koontz hat es hier nicht zum ersten Mal geschafft, kunstvoll die Elemente eines Thrillers, die zu Beginn des Buches klar überwiegen, mit denen des Horrorromans sowie mit Mystery und Fantasy zu verweben. Um den Hollywooddebilen von heute einen Spiegel vorzuhalten, wird das Ganze mit etwas Satire gewürzt, das manchmal tatsächlich zum Schmunzeln verleitet. Eine kleine Portion Drama rundet das Geschehen ab, wird aber glücklicherweise eher als Nebenstrang geführt und daher etwas vernachlässigt.
Mit durchaus "netten" Ideen hinsichtlich der Post, die der Hollywoodsuperstar erhält, beginnt die abenteuerliche und phantastische Ermittlungsarbeit des Sicherheitschefs und auch ein perfides Spiel, in das zudem der neunjährige Sohn des Darstellers verwickelt wird. Detailgetreu und detailliert, aufgefrischt mit kleinen, aber amüsanten Übertreibungen, führt Koontz seinen Protagonisten und den Leser erst in Thrillerform auf die Fährte des Täters, bevor er dann die schon erwähnten weiteren Elemente nach und nach ins Spiel bringt. Zu Morden und aus dem Leichenschauhaus entfleuchten Toten gesellen sich Geister und unheimliche Anrufer, die sogar dem abgebrühten Ex-Cop und jetzigen Sicherheitschef den Angstschweiß auf die Stirn treiben und schon befindet man sich mitten in einem typischen Buch von Dean R. Koontz, wie man es von ihm erwartet.
Sein Schreibstil ist wieder einmal packend und ansprechend und arbeitet neben der soliden Grundidee die verschiedenen Charaktere fein heraus und es finden sich erfreulicherweise keine Längen, die vielleicht den Fluss der Geschichte eintrüben könnten. Mit brutalen Schilderungen hat sich der Autor zurückgehalten, sodass die Horrorelemente nicht übermäßig blutrünstig ausfallen und zum Ende hin der Mysterytouch eindeutig überwiegt. Bis dahin bleiben einem als Leser viele Möglichkeiten der Mutmaßung, was nun hinter dem Ganzen steckt. Ansprechender Roman und mit über 700 Seiten hat man auch etwas für sein Geld bekommen - nicht unbedingt als Schlafmittel geeignet, da es an Spannung keinen Mangel hat. Und zugegeben: Hin und wieder ein neuer Dean Koontz statt des sich mittlerweile ständig wiederholenden Stephen King tut gut.

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