Mittwoch, 17. März 2010
Buchreview "Infekt"
Jeff Carlson. Amerika nach der Nano-Katastrophe und der vernichtenden Invasion durch die russisch-chinesische Allianz: Cam Najarro und Ruth Goldman haben überlebt und helfen beim Wiederaufbau der Regionen unter 3000 Metern. Da taucht eine neue Bedrohung auf: eine hochgradig ansteckende Nanoseuche, die die Menschen innerhalb von wenigen Sekunden in willenlose Werkzeuge verwandelt. Cameron Najarro und Ruth Goldman begeben sich auf die gefährliche Suche nach einem Gegenmittel. Dabei stoßen sie auf die Wissenschaftlerin Kendra Freedman, die Schöpferin der Nanoviren. Auch die neue Generation stammt von ihr. In chinesischer Gefangenschaft wurde sie zur Entwicklung der Seuche gezwungen, um dem Feind die Kontrolle über die Menschheit zu verschaffen. Können Cam und Ruth den Untergang verhindern?
Da lebten sie also friedlich in einem geteilten (Kalifornien - soweit es ncoh existiert - ist unter russischer sowie chinesischer Besatzung) und zur Hälfte zerstörten (der weitaus größte Teil ist mittlerweile Wüste oder versumpft) Amerika in einer kleinen Kommune und sorgten für Nachwuchs, als das Dorf plötzlich von einer Meute willenloser Opfer der neuen Seuche gestürmt wird, wobei die schwangere Frau von Cam getötet wird. Nur Cam und drei Frauen, darunter Ruth, können entkommen und er nutzt die willkommenen Gelegenheit, sich sofort an die Goldman zu hängen. Immerhin ist seine Frau ja schon seit ein paar Stunden tot. Auf ihrem Weg zu einem sicheren Ort müssen die Vier sich mal wieder mit Ameisen, Schlangen und großen Hornissen abplagen und sehen, wie in einiger Entfernung Atombomben einschlagen bzw. die daraus resultierenden Atompilze. Diese sind ein Resultat eines chinesischen Angriffs auf die restlichen, übers gesamte Land verstreuten und unterirdisch versammelten, wenn auch arg dezimierten, amerikanischen Streitkräfte, um jeglichen Widerstand zu brechen. Aber einige Amis überstehen den Angriff und so lässt eine Antwort nicht lange auf sich warten. Während die Gegner also das noch verbliebene bewohnbare Land verwüsten, greift die neue Seuche immer weiter um sich - weltweit. Auch die vermeintlichen Genossen aus dem russischen Lager werden nicht verschont. China will alles. Dem gegenüber stehen die Forscher, die am Gegenmittel arbeiten und die Cam und seine Frauenbewegung zu erreichen versuchen, um zu verhindern, dass die Menschen zu willenlosen, von der Gehirnpest niedergerungenen Werkzeugen und Sklaven der Chinesen werden.
Der dritte Band der Reihe ist überflüssig wie ein Kropf und dient anscheinend nur dem Zweck, die Käufer-Kuh ein weiteres Mal zu melken. Er hätte wirklich besser nach dem zweiten Band Plasma Schluß gemacht. Zudem wird hier mal wieder absolut nach dem America First Schema verfahren. Die armen, friedliebenden (ähem) Amerikaner werden von den bösen Russen und den noch böseren Chinesen, die ihre eigenen Verbündeten ebenfalls unterjochen wollen in die Enge getrieben und müssen sich so mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf Verluste wehren. Da lässt man schon mal einige Mitkämpfer im Stich, wenn man sich einen Vorteil davon verspricht. Und daran krankt auch das gesamte Werk. Sympathieträger kann man nicht finden. Ich hatte den Egoismus der Protagonisten schon hinsichtlich dem ersten Band Nano erwähnt, doch hier wird er sogar noch ausgeweitet (siehe Verhältnis Ruth und Cam kurz nach dem Tod von dessen Frau und Kind) und so ziemlich jeder denkt eigentlich nur an sich, seine Karriere (ja, selbst unter den widrigsten Umständen bzw. im Kampf) oder seinen Ruf. Dafür sind die Gegner natürlich absolut böse und mit den vermeintlich schlechtesten Eigenschaften der Menschheit ausgestattet, den Anführer der Chinesen macht man mal schnell zu einem Schwulen, der seinen Liebhaber opfert, damit keiner sein Geheimnis kennt. An Action mangelt es dem Buch eigentlich nicht, aber wie schon bei den Vorgängern will der Funke einfach nicht zünden oder überspringen. Da kommt keine rechte Spannung auf, kein Mitfiebern (mit wem auch) und da sich vieles aus dem ersten beiden Büchern auch wiederholt, lässt das Interesse von Seite zu Seite nach. Es ist zwar trotz der vielen Kritikpunkte noch einer der besseren Endzeitromane, die ich mir in letzter Zeit gegönnt habe, doch leider ist das keine Qualitätsgarantie, die anderen waren nur noch schwächer. Liest man, vergisst man, geht zum nächsten Buch über.
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