Montag, 4. Oktober 2010

Bücherreport September

So, hier also mein erster Bücherreport mit Kurzreviews zu verwerteten Schriften mehr oder weniger talentierter Autoren. Ist noch ein bisserl klein ausgefallen, da die Idee erst im Laufe des Monats ersonnen wurde. Hier im Report werde ich die Werke auch mit dem bekannten Punktsystem bewerten. Natürlich nur meiner subjektiven Meinung nach.
1. Rick Mofina. "Countdown". Thriller. Ein vielversprechender Klappentext, in welchem verschiedene Ereignisse zu einem Gesamtkonstrukt verwoben werden. Im Irak rettet eine Krankenschwester einen LKW-Fahrer aus den USA. In Kalifornien sucht eine Mutter ihren verschwundenen Sohn. In den kanadischen Rocky Mountains rettet ein Polizist auf "Zwangsurlaub" ein Mädchen aus einem reißenden Fluß. Ihre letzten Worte nötigen seinen Polizisteninstinkt die Ermittlungen aufzunehmen. Ohne große Unterstützung seiner Vorgesetzten führen ihn Spuren in die USA und zu einem Komplott immensen Ausmaßes. Ein erschütterndes Attentat ist geplant. Allein sein Stil reißt nicht mit, die Story wird zu schnell vorhersehbar. Überzeugend ist was anderes. Leider hat sich der Autor entschlossen, seine Leser nicht allzu sehr mit Substanz zu belästigen und den eindimensionalen Charakteren kein bißchen Flair zugestanden. Schwarz-Weiß-Denken sowie etliche Klischees runden das Ganze ab. Und die meisten Leser kommen schon nach ca. 100 Seiten nicht nur auf die Hintergründe, sondern können auch das Ende ohne zu viel Gedankenspiele vorausahnen. Geht in der Masse der Veröffentlichungen unter und wird in allen Punkten der Belanglosigkeit schuldig gesprochen. 3/10
2. Michael Connelly. "So wahr uns Gott helfe". Thriller. Connelly, der vor kurzem noch an der -Seite des am 30.9. verstorbenen Seriencreators Stephen J. Cannell eine kleinere Rolle in der TV-Serie "Castle" hatte, ist im Thrillerbereich eigentlich eine sichere Bank. Sein neustes Buch führt den Anwalt Michael Heller dazu, dass er den Mord an einem Kollegen aufklären muss, der ihm seine Fälle und die Kanzlei vermacht hat, was nun zu einer Bedrohung wird. Welcher Klient hat etwas zu verbergen? In einer größeren Nebenrolle taucht auch sein Serienheld Harry Bosch als Ermittler auf, der Heller später unterstützt. Falsche Fährten, juristische Tricks und körperliche Gewalt halten Einzug ins das bisher beschauliche Leben des Anwalts. Insgesamt ein gut recherchierter Justizthriller, der mehr Substanz hat, als mehrere Bücher zusammen aus der Feder bestimmter Erfolgsautoren. Zudem wird auch vor den Fehlern des amerikanischen Rechtssystems nicht halt gemacht und die Methoden und Abläufe vor Gericht angeprangert. Mehr Show als sein, mehr gewinnen als Gerechtigkeit üben. Tricks und Lügen, um alle zu täuschen. Jeder ist ein Lügner. Ein paar kleinere Mängel wie z.B. die überflüssige Enthüllung am Ende, die nichts mit dem Fall zu tun hat, schmälern die Punktzahl auf 7/10.
3. Daniel Silva. "Das Terrornetz". Thriller. Eine weitere Aufgabe für den Kunstrestaurator Gabriel Allom, der hinter dieser Fassade eigentlich als Killer im Dienste des israelischen Geheimdienstes steht. Natürlich geht es gegen die bösen Terroristen aus dem Umfeld Israels. eigentlich ist das schon eher ein Gewohnheitskauf, da ich die Serie nunmal begonnen habe und sie mir anfangs auch ziemlich zusagte, nur mittlerweile ist das Thema abgedroschen. Statt den heldenhaften Kämpfern gegen den Terror aus den USA sind nun die Israelis die Protagonisten unterstützt von ihren Verbündeten USA und Großbritannien und Seitenhiebe gegen die deutsche Vergangenheit gehören zum guten Ton, auch wenn Deutschland in den Storys keine Rolle spielt. Diesmal geht es gegen einen saudischen Milliardär, der die Terrororganisationen im Nahen Osten mit seinen Geldern finanziert. Um ihn auszuschalten, versucht man mit Hilfe seiner Leidenschaft für Kunst an ihn heranzukommen. Nach einem verheerenden Attentat auf den Vatikan macht sich Allom daran, ein bekanntes und beühmtes Bild für den Milliardär aufzubereiten, um sich undercover in die Organisation einzuschleichen und sie zu vernichten. Planen, ausführen, verschwinden. Spannung ist leidlich vorhanden, Action zu Beginn und gegen Ende satt, dazwischen viel Dialog und Planspiele. Vergleiche mit John Le Carre sind zu hoch gegriffen, aber erzählerisch und sprachlich ist Silva einigen seiner Kollegen doch weit voraus. Sein Kniff mit dem Kunstgewerbe dem Ganzen einen intellektuelleren Anstrich zu geben, ist lobenswert (außer dass das Thema Kunst bei mir Perlen vor die Säue ist) und nicht zu verachten, aber über gutes Mittelmaß kommt er hier nicht hinaus. 6/10
4. Daniel Silva. "Das Moskaukomplott". Thriller. Gleich der nächste Silva. Diesmal werden die neuen Reichen in Russland ins Visier genommen. Ein Waffenhändler gerät ins Fadenkreuz von Gabriel Allom und seinen Leuten. Ein Freihändler, der an jeden alles verkauft, was dieser Kunde zu bezahlen bereit ist. Israels Angst vor Atomwaffen in den Händen ihrer unfreundlich gesinnten Nachbarn treibt sie also dazu, diesen Typen auszuschalten. Mal abgesehen davon, dass die neue Bedrohung nicht von einem Araber ausgeht, läuft die Story nach genau dem gleichen Schema ab wie die des Vorgängers. Mit einem restaurierten Bild in die Falle gelockt und die Pläne vereitelt, aber unerwarteterweise schafft es der Waffenhändler seinen Häschern zu entkommen, was auf eine Fortsetzung schließen lässt. Wieder ein völlig einseitiges Buch, in dem Israel als einzige Nation (neben den USA) mit einer Berechtigung zum Töten seiner Feinde mit allen Mitteln und außer acht lassen jeglichen internationalen Rechts ausgestattet wird. Differenzierte Geschichten sehen anders aus. Sprachlich und stilistisch hat isch natürlich auch nichts geändert und sein Erfolg gibt Silva recht, doch wenn man zwei seiner Bücher in direkter Folge liest, fallen die Parallelen deutlich ins Auge und man langweilt sich denn doch. Daher auch nur 6/10.
5. Douglas Preston/Lincoln Child. "Cult". Thriller. Eigentlich ist der Begriff Thriller für die Pendergast-Romane nicht wirklich zutreffend, da sie genreübergreifend verfasst und nicht in eine bestimmte Kategorie einzuordnen sind. Wissenschaft, Geschichte, Horror, Fantasy, Thriller, Computertechnik - all diese Elemente finden in der Reihe um Special-Agent Pendergast Eingang. In "Cult" widmet sich das Autoren-Duo dem Zombie-Thema. Aber nicht so wie dereinst George A. Romero, sondern mehr auf den karibischen Voodoo-Kult bezogen. Ein Freund von Pendergast wird in New York getötet, obwohl der Mörder nachweislich schon Tage vorher das Zeitliche gesegnet hatte. Die Presse speilt den Fall hoch, schnell ist eine verdächtige Gruppe von Außenseitern gefunden, die man als Schuldige präsentieren kann. Natürlich ein Trugschluss. So einfach sind die Pendergastfälle nun doch nicht gestrickt. Manche Szenerie erinnert an vergangene Romane wie "Das Relikt", aber das Gespür für Atmoshäre hat die Autoren nicht verlassen. Okkultes, düstere Gewölbe, falsche Fährten, überraschende Wendungen - alles vorhanden. Routiniert geschrieben, durchaus spannend, stellenweise etwas härter als die Vorgänger, aber auch wieder mehr auf dem Boden der Tatsachen. Für die Fans der Reihe sicher ein Muss, für mich mittlerweile nur reine Vervollständigung. Es wird Zeit für etwas Neues. Eine neue Reihe oder wieder einige Einzelabenteuer. Gönnt Pendergast ne Pause. 6/10
6. Jean-Christophe Grange. "Choral des Todes". Thriller. Frankreichs Vorzeigeautor mit der außergewöhnlichen Themenwahl ist wieder aktiv. In einer Kirche geschieht ein Mord. Den Fall übernimmt der pensionierte Kommissar Kasdan mit einem vom Drogenentzug gebeutelten, rekonvaleszenten Kollegen namens Volokine. Die beiden ungewöhnlichen Protagonisten werden durch weitere Morde auf eine ungewöhnliche Methode aufmerksam, die zu beweisen wirklich schwer fällt. Außerdem ist es nicht leicht, die Hintergründe aufzudecken, die bis in die tiefste Vergangenheit zurückführen und mit Chile, Nazideutschland, Sekten und einem Staat im Staate zu tun haben. Zeugen sterben, Spuren werden vernichtet. Grange verbindet die nationalsozialistische Idee mit deren Faible für klassische Musik und komponiert selbst ein wirklich gelungenes Stück Literatur mit historischem Hintergrund. Detailliert und vielschichtig seine Protagonisten, spannend und teilweise brutal seine Story, die den Leser wirklich in ihren Bann ziehen kann. Ein wieder einmal düster gestricktes Werk, das die Abgründe und Boshaftigkeit der menschlichen Seele zum thematisiert. Hier findet man keine strahlenden Helden ohne Makel. Ein erzählerischer Ästhet mit Hang zu außergewöhnlichen Stoffen und thematisch ein Abweichler vom üblichen Einheitsbrei. Wer "Die purpurnen Flüsse" mochte und düstere, abgründige Geschichten mag, ist hier goldrichtig. 8/10 (Hätte eigentlich eine umfangreichere Besprechung verdient, aber der Zeitmangel hat es verhindert).
7. Patrick Robinson. "Bis zum bitteren Tod". Thriller. Und weiter geht die Privatfehde zwischen Admirla Morgan auf US-Seite und dem zu den Palästinensern übergelaufenen englischen Major Kerman. Ein missglückter Anschlag auf den Flughafen Boston, die Festnahme der Beteiligten und ein absolut rechtsfreies Bombenattentat in Damaskus auf Kerman, für das Morgan die Israelis eingespannt hat, bilden den Beginn des Katz-und Mausspiels der beiden Kontrahenten. Danach beherrschen Kermans Planung zum Beseitigen des Admirals sowie der grobe Klotz Morgan die Szenerie. Und ab hier wird das Buch so richtig mies. Rechtslastig ist schon zu vornehm ausgedrückt. Die Verunglimpfung von Rassen, Hautfarben und einzelnen Personen anderer Herkunft oder Denkweise durch den Protagonisten ist schlicht ätzend. Ich mache mir nun wirklich bei den Thrillern oder Actionromanen mit terroristischem Hintergrund keine übermäßigen Gedanken über die einseitige Darstellung der Parteien, aber was hier abgeliefert wurde, stößt selbst mir übel auf. Dazu die Art des Admirals, der nicht nur rechthaberisch und selbstherrllich daherkommt, sondern auch seinem Präsidenten und allen in seinem Umfeld Befehle erteilt, alles inklusive Prässident kuscht und spielt die Marionette des durchgeknallten Rechtsauslegers. Es gibt kein Rechtsempfinden. Wer nicht spurt, gehört weggesperrt - wenn er Glück hat. Nationen, die nicht mit der USA - heißt hier Morgan - einer Meinung sind, müssen auf Kurs gebracht werden. Gitmo, Folter, Gefängnisse in Übersee - alles noch zu milde in den Augen des Admirals. Glücklicherweise ist dies der letzte Roman um die Hauptfigur des Admiral Morgan und ich hoffe, dass Patrick Robinson wieder zu alter Klasse zurückfindet und sich auch einer etwas gemäßigteren Ansicht zu seinen Themen befleißigt, denn was er hier abgeliefert hat, war schlicht unsäglich. Normalerweise sollte man ja mit den Hauptfiguren mitfiebern, aber hier war das nicht möglich. Hätte dies ein Deutscher verfasst, er wäre weltweit geächtet worden und hierzulande sicher auf dem Index gelandet. Nur für die Action zu Beginn und am Ende gibt es 2/10.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gefällt mir sehr gut, dein Review-Format!Meinst du es wird in den nächsten Monaten wieder die Cover zu den Büchern geben?Das fand ich immer sehr angenehm, die vielen kleinen bunten Bildchen!

Keep it up!



SNEAK

Harry hat gesagt…

Jaja, die Bilderfreaks. Wird Zeit, dass der Shane Comics mit aufnimmt, damit auch ihr Freunde der bunten Träume zufrieden seid. Okay, der ernsthafte Teil der Antwort. Coverabbildungen gibt es auf alle Fälle bei den umfangreichen Besprechungen - versprochen. Ich glaube beim Buchreport alle Cover aufzunehmen würde den Rahmen sprengen. Als Beispiel: ich habe jetzt schon für Oktober 6 bücher verwurstet. Was glaubst Du ,wie umfangreich der Oktoberreport würde, wenn ich dann Ende des Monats die gesamte Zahl an gelesenen Werken MIT Cover einstellen würde?

Harry hat gesagt…

@ SNEAK. Falls Dir bei den Büchern eines ins Auge fällt, das Du haben willst, melden. Einschränkung: bei dem einen oder anderen gilt Selbstbehalt sowie ein Blogfreier Kumpel und Shane haben Erstzugriffsrecht nach mir. Der Rest steht zur freien Verfügung. Ich kann die Gewählten ja dann bei Shane in ein Paket packen. Er wird so ca. 2 mal im Jahr beliefert.
Gruß
Harry

Anonym hat gesagt…

Das klingt super, Harry.Komme ich mit Sicherheit mal drauf zurück.Selbiges würde natürich andersrum ebenfalls gelten,aber das wäre wohl in etwa so, als würde man einen Eskimo fragen, ob er einen Kühlschrank haben möchte, oder?

SNEAK

Harry hat gesagt…

Wer weiß? Nicht alles findet seinen Weg in meine Bücherecke. Wenn ich mir vorstelle, dass ich bei "Kill Whitey" lange gezögert habe oder mir bei dem noch nicht gelesenen "Schattenkrieger" durch Entschlusslosigkeit und daraus ausgelöste Reviewsichtung bei amazon die Pointe verdorben habe? Böse Falle. Ich werde bei "Schattenkrieger" - für die eine Rundumbesprechung angedacht ist - natürlich aufpassen, dass ich nicht zu viel verrate.
Gruß
Harry

Anonym hat gesagt…

Der Bücherreport gefällt mir in dieser Form richtig gut! Punktum!

Herzliche Grüße an an die beiden Dauerleseratten :-)!

Die Sandy