Donnerstag, 29. Dezember 2011

Buchreview "Driver" + Trailer "Drive"

James Sallis. Ein schäbiges Hotel. Mehrere Leichen im Zimmer und eine Tasche voller Geldscheine. Dabei ist Driver kein Verbrecher. Jedenfalls nicht im engeren Sinne. Er ist nur der beste Stuntfahrer, den man in Hollywood kriegen kann. Gelegentlich verdient er sich als Fluchtfahrer bei Raubüberfällen etwas dazu. Aber dann läuft einer dieser Überfälle schief. Eigentlich sollte Driver tot sein und jetzt dreht er den Spieß um.
Der namenlose Driver erledigt seinen Job als Stuntman in Hollywood gerne. Ständig wechselnde Schauplätze, die Kohle stimmt auch und um etwas mehr Abwechslung in den Alltag zu bringen, macht er hin uind wieder den Fluchtfahrer bei einem Bruch. Bis eben einer schiefgeht. Jetzt hat er drei Leichen an der Backe, ne Tasche mit ner Menge Kohle und dazu vermutlich die Mafia am Hacken, da der Überfall leider schmutziges Geld einbrachte. Um sich von den Verfolgern zu befreien, schlägt ein einen Deal vor, der akzeptiert wird. Nur leider hält sich die Gegenseite nicht an die Absprachen. Driver gibt das Geld zwar zurück, doch die Häscher schlagen trotzdem zu und es gibt weitere Leichen. Jetzt kommt auch der ansonsten eher ruhige Driver in Rage und nimmt sich die Betrüger vor.
Das Buch "Driver" (OT "Drive") aus dem Jahr 2005 wurde schon mit diversen Filmen verglichen. Da wäre "Roadhouse" (Häh, wieso? Bloß weil im Buch erwähnt wird, der Driver habe den im Kino gesehen, weil er mal einige Stunts da hatte?) oder auch der Film "Driver" von Walter Hill, zu dem selbsternannte Filmexperten schon zu berichten wussten, dass nicht Hill der Regisseur sei, sondern ein Mensch namens Manny Gilden. Wer ist dieser Gilden? Ich kenne den Namen nur aus dem Buch, also als Romanfigur, die im Roman als ebendiese Romanfigur später das Leben des Driver verfilmen würde. "Driver" ist ein Buch wie ein Road-Movie mit einem absolut coolen, irgendwie fast emotionslos agierenden Protagonisten, der nur an sich selbst denkt. Er hält bewusst Distanz zu anderen Menschen, geht keine wirklichen Freundschaften ein. James Sallis schildert seinen Werdegang mit vielen Zeitsprüngen, die einen Blick auf die Vergangenheit und Jugend des Stuntman zulassen, aber immer eingestreut in die aktuelle Handlung, was aber mit einem Minimum an Aufmerksamkeit bei der Lektüre nicht für Verwirrung sorgen sollte. Das Buch ist eine Hardboiled-Perle wie man sie von Donald E. Westlake aka Richard Stark oder auch Ken Bruen kennt und kommt ohne große Worte oder seitenlange Dialoge aus. Ein nur rund 160 Seiten starker Noir-Roman, der subtil und vielschichtig, ohne überflüssiges oder schmückendes Beiwerk auskommt und keinen Non-Stop-Action-Thriller bietet, sondern eine Abrechnung mit dem nach außen tranportierten, glimmernden und strahlenden American Way of Life, den es so auf den Hinterhöfen, in den kargen Motels und den Vororten nicht gibt. Dort findet Amerika wirklich statt, nicht in Hollywood oder dem, was die Politiker und Werbestrategen den Leuten gerne vormachen wollen. Ach ja, ein Film unter dem Titel "Drive" wird am 26.01.2012 mit Ryan Gosling als Driver sowie Albert Brooks und Ron Pearlman in die deutschen Kinos kommen. Regie hat übrigen Nicolas Winding Refn und nicht M. Gilden!!

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