Dienstag, 12. Februar 2013

Buchreview "Die Zwölf"

Justin Cronin. Zu Anfang waren es zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie für ein geheimes Experiment ausgewählt. Es sollte den Fortschritt bringen, aus ihnen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch es schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Und die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und ihre Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden.

Im Jahr Null, dem Ausbruch der Virals und ihrer fast explosionsartigen Vermehrung, können einzelne Überlebende dem brutalen Abschlachten entkommen. Nach und nach treffen die Grüppchen  zusammen, um gemeinsam ums Überleben zu kämpfen. Nach wochenlanger Odyssee durchs Land kommen sie zu einem Auffanglager der Armee. Was sie nicht ahnen, ist, dass gerade dieses Lager bald von Schwärmen der Virals angegriffen werden soll - nicht jeder der Flüchtlinge überlebt. 79 Jahre später in Texas, das sich erfolgreich von der restlichen Nation abgespalten hat, werden eine Kolonie bzw. Siedlung und deren Arbeitertrupp sowie Frauen und Kinder bei einem Picknick von den Virals durch eine geschickte List überrascht und es gibt nur wenige, die entkommen können. Außerdem erscheint zum ersten Mal die geheimnisvolle Frau in Schwarz, die anscheinend Seelen für die Virals zu sich ruft. 97 n.V. Nachdem der Versuch, einen der Virals - Martinez - in seinem Unterschlupf zu grillen, fast in einem Fiasko endet, wird Lieutenant Peter Jaxon zum Begleitschutz von Öl-Transporten abgestellt, was er als Degradierung und Demütigung empfindet. Bald muss er feststellen, dass der Job gefährlicher ist als er erwartet hat, denn bei einem Überfall von Virals und Menschen auf einen dieser Trecks, werden fast alle seine Gefährten getötet und auch die mysteriöse Frau ist wieder mit im Spiel. Peter macht es sich jetzt zur aufgabe, diese Frau zu stellen, während Amy auf dem Weg ins zerstörte Houston ist, wo sie einen der Zwölf - Carter - treffen will. Dieser zeigt sich durchaus hilfsbereit. Und so machen sich Amy und ihre Gefährten von verschiedenen Standorten auf, die Zwölf und deren Anhänger bis aufs Blut zu bekämpfen, was in einem krachenden Finale mündet.

Justin Cronin konzentriert sich nicht sofort auf die Wiederaufnahme der Geschichte direkt nach dem Ende von Teil 1, "Der Übergang", und gönnt auch seiner Protagonistin Amy noch eine Auszeit, damit er die Ereignisse vor der großen Katastrophe noch vertiefen kann und wie die unterschiedlichsten Charaktere mit der schier ausweglosen Situation umgehen. Auch wenn einiges davon als überflüssig erscheinen mag, wird dem Leser mit fortschreiten der Story immer mehr bewusst, dass alles ineinander übergeht, noch Bedeutung für spätere Vorgänge haben wird, was auch zu einem besseren Verständnis führt. Der Autor nutzt sicher auch einige bekannte Szenarien aus Western (Fort Kearney aus den Indianerkriegen sei nur als Beispiel erwähnt), Horror oder Action, bleibt sich aber mit seinem eigenen Stil dennoch weitgehend treu, auch wenn man die Arbeitslager, die eintätowierten Nummern und den despotischen Anführer mit seiner Hymne bekannten Fakten zuordnen kann. Die Menschheit ändert sich eben nie. Irgendein Bauernfänger schafft es immer wieder, mit der Macht der Gewalt und des Wortes Menschen in seinen Bann  zu ziehen und dann zu versklaven. Ebenso sicher ist, dass irgendwo kleine Minderheiten-Gruppierungen versteckt sind, die sich gegen diese Tyrannen wehren. Cronin vermittelt ein realistisch anmutendes, tristes und trostloses Endzeitszenario mit vielen Handlungsebenen, die dem Leser doch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit abverlangen und die man nicht mal nur so nebenbei konsumieren kann bzw. sollte. Justin Cronin hat sich mit den ersten beiden Teilen seiner Trilogie auf Anhieb in die oberen Ränge seiner Genre-Kollegen katapultiert und braucht einen Vergleich mit Stephen Kings "The Stand" nicht zu scheuen. Der Mann ist ien großartiger Erzähler und "Die Zwölf" liest sich trotz seiner mehr als 800 Seiten und der Komplexität der Handlung fließend wie von selbst, ist actionreich, durchdacht, episch, emotional, spannend und atmosphärisch dicht - sprich hat alles, was ein gutes Buch braucht. Klare Leseempfehlung.

Keine Kommentare: