Montag, 12. Juni 2017

Buchreview "Overwatch - Jagd auf Logan West" M. Betley

Matthew Betley. Der Anruf für einen Toten ist der Startschuss zu einer Hetzjagd rund um die Welt. Doch davon ahnt der frühere US-Soldat Logan West noch nichts, als er an das klingelnde Telefon des toten Mannes geht. Von der Einöde des Mittleren Westens über die prunkvollen Villen der Drogenmafia in Nordmexiko bis zur krisengeplagten Al-Anbar-Provinz im Irak führt Logans Odyssee, um gegen die Söldner einer Sicherheitsfirma des US-Militärs zu kämpfen. Ihr Ziel: die USA in einen Konflikt mit dem Iran zu verwickeln. Dann wird seine Frau verschleppt. Sollte er nicht aufgeben, wird er Sarah nie wieder sehen - zumindest nicht lebend! Logan steht vor dem Zusammenbruch.

Logan West liegt Zuhause rum und kriegt in seinem Suffkoma erst einmal gar nichts mehr von seiner Umwelt mit. Mit verschleiertem Blick kann er gerade so erkennen, das es ein Man gewesen ist, der ihn mit einem unsanften Klaps gegen die brummende Birne versucht, ins Reich der denkenden Wesen zurückzuholen. Klappt etwas zu gut. Schon ach den ersten Worten erkennt West, dass er hier einen Killer vor sich hat und der überhebliche Sack muss ausgeschaltet werden. Gelingt dann auch. Was ihn dann erwartet, ist eine Hatz zu seiner Ex-Frau Sarah, die in ihrem früheren gemeinsamen Haus mit dem Kläffer der Familie logiert. Auch sie ist in Gefahr - und dort ist dann auch schon der Teufel los. Obwohl sich Sarah tapfer wehrt und zwei der angreifenden Ex-Armee-Penner umnietet, können die andren Beiden sich die Frau greifen. Unterdessen hat West seinen FBI-Kumpel und ehemaligen Armee-Kameraden Mike kontaktiert, der sich sofort aufmacht, um ihn persönlich aber auch mit Waffen zu unterstützen. Gemeinsam befreien sie Sarah und holen aus einem der schwer Verletzten, ist eh nur einer, noch die Info, wer die Bande geschickt hat. Ist ein Scheißkerl namens Juan Black, also die nächste Anlaufstation, um zu erfahren, wer denn diesen Scheiß angezettelt hat. Und wer als Nächster sein Leben aushaucht, denn West kennt jetzt kein Pardon mehr. Und so führt dann bald eine Spur nach Mexiko, wo sie mit der mexikanischen Spezialpolizei ein fettes Greaser-Nest ausheben und fast alle erwischen, bis auf die Rädelsführer - und sie steigen endlich hinter den perfiden Plan, der Boss sich ausgedacht hat. Und die Zeit läuft.

In zwei Erzählsträngen erfährt man etwas über den Protagonisten und wird gleichzeitig mit den Kampfhandlungen - und aus eben diesen besteht das Buch zum größten Teil - ratzfatz über die Seiten geführt. Logan West hat ein Trauma zu verarbeiten, das ihn zu Alki gemacht und seine Ehe eben wegen seiner Sauferei ruiniert hat. Das ist der eine Teil, der aus dem Jahre 2004 und einem Einsatz im Irak stammt. Etwas wichtiger, aber mit 2004 zusammenhängend, ist die brutale Gewalt, die 2008 über ihn und seine Familie hereinbricht. Und da hält sich Matthew Betley denn auch nicht lange auf. Im Prinzip von der ersten Seite an geht es knallhart zur Sache. Und das Tempo sowie die Ausbrüche der exzessiven Gewalt nehmen von Seite zu Seite zu. Auch wenn sich der fiese Plan für die Helden erst nach und nach langsam entwickelt, ist akribische und feinsinnige Ermittlungsarbeit hier mehr als nur untergeordnet. Dialoglastig darf man das Buch auch nicht nennen - bleihaltig bis zum Blut erbrechen stimmt da eher. Kompromisse? Och nö - legen wir die Sau lieber um. Ungefähr so ist die Tönung der Aktionen in "Overwatch - Jagd auf Logan West". Wer also literarische Feinkost erwartet, sollte sich lieber anderweitig umsehen. Wer aber temporeiche, rasante und knallharte Shoot-Outs in Zusammenhang mit modernsten Waffen und einer schier beispiellosen Rücksichtslosigkeit lesen will, der hat sich die perfekte Lektüre ausgesucht. Da knallt und explodiert es an jeder Ecke und fast jede Seite ist mit Blut besprüht, dass es dem geneigten Leser fast über die das Buch haltenden Hände läuft. Klar ist das die pure America First-Story, der Plan ein bisschen gaga und der Logik hat man ein striktes Zutrittsverbot zur Handlung auferlegt, aber das stört mal so rein gar nicht. Wer mit einer negativen Einstellung solchen Geschichten gegenüber an das Werk herangeht, wird von der ersten Seite an maulen. Aber wer solche Stories schätzt, wird ob der ganzen Action, die ihn da überwältigt, die Mängel eh nicht bemerken. Wieder einer der Kracher, die uns der Festa-Verlag nun schon seit einiger Zeit vor die gierigen Leseraugen in den gierigen Lesergriffeln legt. Kudos, Frank Festa, M & M Kudos.
Dennoch hab ich was zu mäkeln. Der Klappentext ist der Spoiler schlechthin oder in Bezug auf die entführte Ehefrau dämlich platziert. Ich weiß nicht, wer die Texte erstellt, aber hier wäre etwas mehr Sorgfalt angebracht. Das ist jetzt aber kein Problem bloß dieses Verlags, sondern aller - und manche von denen, die glauben, dass sie es sich aufgrund ihrer führenden Marktposition in Deutschland erlauben können, lügen bei den Inhaltsangaben schlichtweg. Ärgerlich.
Und ein weiterer Punkt ist - der mich auch bei unheimlich vielen Büchern des Genres Verlags übergreifend nervt - die Tatsache, dass die Angehörigen der Superheldenprotagonisten zumeist auch immer so mutig, tapfer und kampfeswillig sind, dass sie auch allein gut ausgebildete Ex-Soldaten in die Schranken weisen können und sich nur der schieren Überrmacht beugen müssen oder schmerzhaften Befragungen mit sturen und bösen Blicken ohne einen Laut trotzen. Mir reicht da als tapferer Heroe der Supermann ohne Strampelanzug, der seine gefangene Mischpoke irgendwann befreit. Noch besser: Er gibt mal das Arschloch und lässt sie einfach hängen.
Abgesehen von den beiden Punkten ist das Buch ein Reißer vor dem Herrn, der ein Actionblockbuster in Buchform auf rund 480 Seiten ist. Wer derartige Knaller mag, kriegt die totale Kaufempfehlung und gleich die nächste noch hinterher, denn ich bin grad beim neuen Buch von Brad Thor, der erfolgreich Thriller und Actionbrett verquickt - bisher. Bin noch nicht ganz durch. Morgen wohl mehr zu Thor.                      

Keine Kommentare: