Mittwoch, 27. Februar 2019

Buchreview "Bärenblues" J. R. Lansdale

Joe R. Lansdale. Florida ist verschwunden. Haps frühere Flamme, Florida Grange, hat im Provinzkaff Grovetown nach den unveröffentlichten Tonbändern einer schwarzen Blues-Legende gesucht. Dabei kam sie womöglich einem Lynchmord auf die Spur und dem örtlichen Kapuzenklan in die Quere. Also machen sich Hap und Leonard nun auf die Suche nach ihr. Rammelnde Bären, schlechte Schattenspiele, Weihnachtsameisen, fortwährender Liebeskummer und selbst der endlose osttexanische Winterregen können das unzertrennliche Detektivduo nicht stoppen. Aber nach einer kräftigen Tracht Prügel vom versammelten rassistischen Mob im Grovetown Café müssen sie sich doch fragen: Wo zur Hölle sind wir hier gelandet? Und wie kommen wir da lebend wieder raus?

 Joe R. Lansdale ist bekannt für seine Romane aus den unbekannteren Gegenden von Texas. Irgendwo im Hinterland der großen Städte, wo sich Rednecks und bigotte Prediger anmaßen, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben und alles verdammen, was nicht in ihr Weltbild passt. Auch Hap und Leonard sind zwei Kerle, die so rein gar nicht in das religiös geprägte und weiße Ambiente passen. Dass der eine ein Weißer, der andere ein schwuler Schwarzer ist, hilft da rein gar nicht, Sympathiepunkte zu erwerben. Freche Schnauzen ebenfalls nicht. Also bleibt nur Anecken. Tun sie auf der Suche nach Florida, der Ex von Hap, zur Genüge. In ihrer Heimat haben die zwei Kerle auch gerade kein ruhiges Plätzchen, weil sie die Drogendealer neben an aufgemischt und deren Haus abgefackelt haben und die Polizei wenigstens den Schein wahren will, gegen sie vorzugehen. Also scheint die Abreise nach Groverton, ein Kaff schlimmer als das Meiste, das man je von Ost-Texas zu sehen bekam: Dreckloch mit korrupten Bullen und miesen Rassisten. Und schon setzt es Dresche, niemand hilft. Neben der spannenden, mit allerlei Flüchen und Kraftausdrücken durchsetzten Handlung, wird auch Action und zunehmend mehr Gesellschaftskritik geboten. Lansdale vereint in dem Kaff Groverton anscheinend alle Vorurteile, die sich in den Amerikanern (und nicht nur denen) manifestiert haben und holt mit der großen Wortkeule in Gestalt von Hap und Leonard zum gewaltigen Schlag gegen die Engstirnigkeit aus. Dabei trifft er unerwartet oft und bedient nicht wie heutzutage üblich die Political Correctness-Schiene mit dem erhobenen Zeigefinger und manipulierten Medien. Das ist amüsant, erschreckend und vermutlich wahr, was sich da in stillen Käffern weitab von der sogenannten Zivilisation abspielt. Andererseits spielen die "Zivilisierten" das gleiche Spiel nur mit anderen Mitteln. Eigentlich eine Pflichtlektüre für die Personen, denen etwas an Menschlichkeit und Gerechtigkeit liegt und ganz nebenbei noch gut unterhalten werden wollen, ohne dabei auf Humor und Thrill zu verzichten. Diese Reihe ist mehr wert als jedes Geschwafel in TV oder sonstiger Presse, wo sich die Heuchler, die ihre Gegner mit den gleichen Mitteln zu vernichten suchen, die jene auch anwenden und dafür verurteilt werden. Trotz des Alters eigentlich hochaktuell mit Vorbildcharakter. Großmäuler der Welt: LESEN bildet, nicht Schule schwänzen. 10/10.                    

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