Mittwoch, 13. Februar 2019

Buchreview "Lohn der Angst" G. Arnaud

Georges Arnaud. In einem gottverlassenen Winkel Mittelamerikas übernehmen vier Glücksritter ein Himmelfahrtskommando: Sie sollen hochexplosives Nitroglyzerin zu einem 500 Kilometer entfernten brennenden Erdölfeld fahren, damit der Brand dort bekämpft werden kann. Kommen sie heil an, winkt ihnen eine Menge Geld. Das Risiko, unterwegs in die Luft zu fliegen, ist jedoch größer als die Chance, das Ziel zu erreichen. Neben dem gefährlichen Gelände werden die Animositäten in der Gruppe zur größten Herausforderung der Männer.

Mittelamerika, ein dreckiges, verarmtes Kaff mit gescheiterten Existenzen aus aller Herrn Länder. Trunkenbolde und Gauner, die sich in der Zivilisation zuviel Mist geleistet haben, um dort friedlich ein normales Leben führen zu können. In diesem Buch findet man keine wirklichen Sympathieträger, nur rohe Kerle mit Hang zum Töten für ihre Ziele. Skrupellos und gnadenlos. Und man erfährt den rauen Umgang der Konzerne mit ihren Mitarbeitern oder fast schon Sklaven. Die schlecht bezahlten Indios haben den gefährlichsten Job, müssen sich rassistische Ansagen gefallen lassen und werden zum Schuften bis zum Umfallen genötigt. Die Firmenbosse in den USA schert das nicht. Möglichst geringe Löhne bei größtmöglichem Umsatz (Damals wie heute gültig). Gewerkschaften in Mittelamerika? Vergiss es. Und so kommt es zu dem Unglück, das einen Bohrlochbrand auslöst, der nicht nur etliche Leben kostet, sondern auch massig Geld der Firma. Es muss eine Lösung her. Unter den schmierigen Tagedieben der Siedlung werden vier Fahrer gesucht, die Nitro über eine gefährliche Strecke zur Unglücksstelle bringen sollen, um das Feuer auszublasen. Bewerber gibt es viele, gut sind die meisten nicht. Nach der Auswahl lernt der Leser schnell, dass die vier so raffgierig sind wie die Bosse des üblen Konzerns, dem die Opfer und deren Familien völlig schnuppe sind. "Le salaire de la peur", wie das Buch im Original heißt, lässt den Menschen gegen die Elemente antreten. Naturgewalt gegen Menschengewalt. Können die Fahrer obsiegen auf dem steilen, steinigen Weg durch das Land, in das sie geflüchtet sind vor ihrer Vergangenheit? Vertrauen in Unbekannte, physische und psychische Grenzen ausloten - das macht der Autor in diesem auch gesellschaftskritischen Thriller auf nur rund 160 Seiten nahezu perfekt. Schnell ist man ins Geschehen eingetaucht und fürs Kopfkino ist die Ketnntnis der Filme "Lohn der Angst" und "Sorcerer - Atemlos vor Angst" durchaus von Nutzen. Wunderbare, kritische und spannende Vorlage zu zwei filmischen Meisterwerken. 10/10.

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