Donnerstag, 16. Mai 2019

Buchreview "Die Grenze" R. McCammon

Robert McCammon. Seit ewigen Zeiten wütet ein Krieg zwischen den monströsen Gorgonen und den schemenhaften Cyphern im All.  Uns Menschen weit überlegen, stellt die Erde für diese beiden Rassen nur ein weiteres Schlachtfeld dar, das von ihnen binnen kürzester Zeit verwüstet wird.
Übrig bleibt eine lebensfeindliche Welt, in der sich die letzten Überlebenden noch einer zusätzlichen Gefahr gegenüber sehen. Denn als Folge der verheerenden Kämpfe verwandeln sich viele Menschen in kannibalische Monster mit einem unstillbaren Hunger auf Menschenfleisch. In dieser Welt erwacht ein Junge. Er weiß nicht, wer er ist, aber er spürt, dass übermächtige Kräfte in ihm wohnen. Und eine unsichtbare Kraft scheint ihn an einen ganz besonderen Ort zu ziehen, wo sich das Schicksal der Menschheit entscheiden könnte.


Robert McCammon wurde mit Werken wie "Die schwarze Pyramide", "Höllenritt" und eingen weiteren Romanen bei Knaur verlegt. Danach war lange Sendepause. Beim Festa-Verlag kamen dann "Wolf's hour" und "Swans Song". Beim Luzifer-Verlag erschien nun "Die Grenze" und zudem wird dort die Matthew Corbett-Reihe verlegt. Also genug Lesestoff in deutscher Sprache auf dem Markt, um nicht darben zu müssen. Und die Luzifer Verlag-Veröffentlichung "Die Grenze" beweist ein weiteres Mal, dass es sich lohnt, auf einen neuen McCammon zu warten. Auch das Cover-Artwork ist der gewohnte Hingucker aus dem Hause Schubert. Da konnte eigentlich nichts schiefgehen. Passierte glücklicherweise auch nicht. "Die Grenze" kann locker mit ähnlich gelagerten Geschichten um das Ende der Welt, wie wir sie kennen mithalten und zudem ist McCammon weit davon entfernt, seinen Stil durch Füllmaterial und Drama-Gelaber ohne Ende zu verwässern. Eine Mischung aus Sci Fi-, Horror- und Endzeit-Roman, der die eine oder andere Überraschung birgt und von Beginn an temporeich an den geneigten Leser gebracht wird. Der sieht sich dem Geschehen ebenso gespannt gegenüber wie der Junge, der nichts über sich weiß und direkt in eine Welt geworfen wird, die er nicht kennt, die ihn ängstigt und in der er seine Identität suchen muss, während die Menschheit zwischen zwei feindlichen Völkern aus dem All brutal, skrupellos und actionreich zerrieben wird, ohne eine wirkliche Chance zur Gegenwehr zu haben. Wer sich an "The Stand" von Stephen King, als er noch hochklassigen Stoff verfasst hat, erfreuen konnte, kommt hier auf seine Kosten. Furchterregende, in blutroten Farben geschilderte Monster, die kaum zu bezwingen sind und durch ihre totale und radikale Dominanz die Erde völlig ausradieren können in ihrem Kampf gegeneinander. Hier ist der Mensch nicht die Krone der Schöpfung, für die er sich gerne hält. Er ist nicht mehr als das Kleingetier, das er überfährt, wenn er mit seinem Luftverpester auf die Straße gondelt: keinen Gedanken wert. Oder denkt man an die Kleinstlebewesen, die man bei einem Spaziergang zertampelt? Nope. Und genau dieses Kleinstlebewesen ist in dieser Auseinandersetzung der Mensch. Wen juckt es, wenn der ausgerottet wird? Von den beiden Kriegsparteien jedenfalls niemand. Nach und nach wird das Wesen des Jungen offenbart und mit ihm eine kleine Chance, die Welt vielleicht zu retten. Steigende Spannung, stilsicher verfasste Dytopie und kaum Larifari mitaltbekannten Versatzstücken verdichten sich zu einer mit frischen Ideen angereicherten Saga um das Ende der Welt, die ihresgleichen sucht. Ein Meisterwerk vom Luzifer-Verlag nach Deutschland gebracht. Kauf- und Leseempfehlung bei 10/10.

Keine Kommentare: