Montag, 17. Juni 2019

Buchreview "Der Einzelgänger" L. Child

Lee Child. Jack Reacher ist der wahrscheinliche härteste Actionheld der Thrillerliteratur, und das bereits seit 20 Jahren. Am liebsten ist er allein. Er macht sich nicht viel aus der Gesellschaft anderer Menschen. Aber wenn er Ungerechtigkeit bemerkt, dann kann er gar nicht anders als einzugreifen. In zwölf Storys ermöglicht SPIEGEL-Bestsellerautor Lee Child seinen Fans einen tieferen Einblick in einen der faszinierendsten und erfolgreichsten Serienhelden des modernen Thrillers. Ob in New York, dem ländlichen Maine oder in Japan, ob im Alter von 17 oder 57 Jahren: Jack Reacher begeistert Leser und Kritiker – und das seit zwanzig Jahren!

Die Geschichten:

Zu viel Zeit
Der zweite Sohn
Hitzewelle
Tief drinnen
Kleinkriege
James Penneys neue Identität
Das Verhör
Dies ist keine Übung
Vielleicht haben sie eine Tradition
Ein Kerl kommt in eine Bar
Kein Raum in der Herberge
Der einsame Diner


Anthologien haben es so an sich, zu wirken wie eine CD von einer Band. Irgendwann beginnt man, die Songs bzw. die einzelnen Geschichten untereinander zu bewerten. Wenn es nicht der totale Bringer ist, sortiert man schnell aus, welche einem nicht gefallen. Ist mir natürlichhier auch passiert. Nicht alle Stories zünden und es gibt die eine oder andere, in der Reacher eher eine Nebenrolle spielt. Die Weihnachtsgeschichte war wohl auch nur zum Zweck des Festes der Liebe gedacht, den ansonsten passt sie nicht so wirklich zu dem, was man vom Ex-MP so erwartet. Hin und wieder durchbricht Lee Child so das Muster der bisherigen Romane, muss - oder besser könnte - sich aber die Anmerkung gefallen lassen, dass im Gegensatz dazu dann die anderen kleinen Abenteuer des Helden mittlerweile sehr vorhersehbar sind. Bekommt man mit "Zu viel Zeit" zwar eine typische Story, die sich in die Qualität der Romane einreihen lässt, wird man in den Folgegeschichten etwas in die Vergangenheit entführt und lernt so den Protagonisten besser kennen. Die Vorgeschichte kümmert sich um die Versetzungen des Dads und die vielen Umzüge, die ja schon am Rande in einigen Romanen thematisiert wurden, man kann seinen Hang zum Einzelgänger nachempfinden. Diverse Zeitsprünge und Ortswechsel führen den Leser dann wieder zum aktuellen Reacher und soweit mir bekannt, wird gerade die Story "Zu viel Zeit" als Aufbau für den 22. Roman "The midnight line" (noch nicht in Übersetzung zu haben) gesehen. Und somit kommt hier ein weiteres Problem zum Tragen, das irgendwie - aus meiner Sicht - sämtliche langlebigen Reihen betrifft. Irgendwann nutzen sie sich ab, man beginnt bald nach neuen Helden zu suchen. Und sei es nur eine Variante vom großen Einzelgänger. Nicholas Petrie hat mit seinem Kriegsveteranen Peter Ash ersonnen, von dem es bisher zwei Bücher in Übersetzung gibt - ich warte auf das nächste. "Der Einzelgänger" ist gut und hat einigen anderen Thrillern auf dem Markt immer noch viel voraus, ihm fehlt aber ein neuer Impuls, der die Geschichten um Reacher wieder reizvoller macht. Als nächstes erscheint in der Folgewoche "Keine Kompromisse", der 20 Band um den Drifter und danach eine Kurzgeschichte von Karen Slaughter und deren Ermittler Will Trent und Lee Child und seinem Jack Reacher mit dem Titel "Goldwäsche", in dem sich die Protagonisten in Fort Knox treffen. Veröffentlichungstermin ist derzeit mit 9.7.2019 benannt. Für die 440 Seiten von "Der Einzelgänger" gebe ich mal 7/10, weil ich hier auf hohem Niveau meckere, aber auch mehr erwartete.

Keine Kommentare: