Dienstag, 18. Juni 2019

Buchreview "Singularity - A. I- Apocalypse" W. Hertling

William Hertling. Leon Tsarev ist ein Highschool-Schüler, der sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht, als ein Stipendium an einem guten College. Bis ihn sein Onkel, ein Mitglied der russischen Mafia, dazu überredet, einen neuen Computervirus für das Botnetz des Syndikats zu entwickeln – eine Sklavenarmee infizierter Rechner, die sie für ihre digitalen Raubzüge benutzen. Der evolutionäre Virus, den Leon basierend auf biologischen Prinzipien entwickelt, ist erfolgreich. Zu erfolgreich.
Alle Computer der Welt werden davon infiziert. Alles – von PKWs bis Bankterminals und natürlich auch Computer und Smartphones – versagt seinen Dienst, hört auf zu funktionieren. Mit den technischen Errungenschaften verschwinden auch die Lebensadern der Zivilisation: Transport, Notfalldienste und die Nahrungsmittelversorgung. Milliarden Menschen könnten sterben. Aber Evolution endet nicht einfach. Der Virus verbessert sich immer weiter, entwickelt Intelligenz, Kommunikation und schließlich eine eigene Zivilisation. Manche der Viren scheinen dem Menschen freundlich gesonnen zu sein, andere aber sind es nicht. Für Leon und seine Gefährten beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und das Militär. Sie müssen einen Weg finden, die Computerviren zu zerstören oder sie als Freund zu gewinnen, um die digitale Infrastruktur der Welt wiederherzustellen.


Der zweite Band aus der vierteiligen Reihe setzt einige Jahre nach "Avogadro Corp." ein und sieht Mike mit ELOPe einer neuen Bedrohung gegenüber stehen. Und gerade diese neue Aufgabe bringt es mit sich, dass in dem Buch sogar Elemente des Jugendromans eingeflochten sind, die in dem wenig brutalen und von allzu derber Sprache freien Werk durchaus passen. Dazu kommt ein ganzer Schwung an Sozialkritik, einige Technik- und Filmseitenhiebe, die einen ganz eigenen Witz in der Geschichte generieren. Aber auch die Verarbeitung diverser Klischees ist hier entschieden dicker aufgetragen als zuvor. Die Russen und die Chinesen sind die bösen Angreifer, die sich nicht scheuen, amerikanische Technologie und deren Wissen zusteheln, während die Amis den strahlenden Heiligenschein tragen. Zudem bedenkt man Deutschland mit einer Vorreiterrolle im Umgang mit der neuen KI als Friedensstifter in Krisenregionen und als dann die entscheidenden Gespräche stattfinden, sind nur Amerikaner, Japan und Frankreich beteiligt. Passt nicht so ganz. Ansonsten bekommt die Menschheit den Spiegel vorgehalten und es werden Gedankenspiele aufgesetzt, die in die heutige Zeitgut passen. Klimaschutz, obwohl ich da nicht sicher bin, was der Begriff Klimawandel soll, wenn er eher negativ besetzt wird. Schließlich wollen doch alle, dass sich das Klima von heute zum Besseren wandelt, damit auch unsere Nachkommen eine Welt vorfinden, in der sie leben können. Tja, und man findet viel von dem Medienspektakel GRETA vor, das hierzulande ebenso grassierte wie andernorts, um der Familie steigende Aktienkurse zu bescheren, wobei einige Punkte ja durchaus ihre Richtigkeit haben. Doch dann die Welt dazu aufzurufen zu streiken und Regeln oder gar Rechtsbrüche zu begehen, ist der falsche Weg. Gerade wenn es von Personen kommt, die genug Geld haben, um ihre Dummheit vertuschen und verschmerzen zu können. Ja, Arbeit, Ausbeutung, Ungerechtigkeit, Kriege, Hunger und Umwelt sind wichtige Themen, die hier in ein reines Unterhaltungswerk mit einfacher Sprache und Lösungen zum Zuge kommen, um dem Leser nähergebracht zu werden, aber wie zackig und ohne Aufwand und besonders ohne immens Kosten für die Steuerzahler das hier geht, ist schon Märchenwunderland. Und dann werden den KI doch recht platt die menschlichen Mängel ebenfalls angedichtet. Keine Welt ohne Kampf, den Gegner ausschalten, indem man ihn tötet. Kriegerische Generäle oder KIs als Hardline, die den Friedliebenden auf der anderen seite skeptisch gegenüberstehen. Das Ganze ist in einem sehr einfachen Stil flott zu lesen und macht auch niemandem Verständisschwierigkeiten bei technischen Dingen. Ein paar Actionelemente sind eingeflochten, ohne aus dem Buch nun einen Kandidaten für die Einstufung ins Actiongenre zu machen. Von allem etwas und das schnell goutierbar. Reine und pure Unterhaltung für nen gemütlichen Leseabend oder zum Zeit schinden im Büro (Von den Bürolesern gibt es mehr als man denkt). 7/10 bei 325 Seiten.

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