Montag, 24. Januar 2011

Buchreview "London Boulevard"

Ken Bruen. Kaum zehn Minuten aus dem Knast, bricht Mitchell auch schon einem Punk den Arm. Als Geldeintreiber ist man nicht gerade zimperlich. Doch Mitchell will sein Leben ändern: legale Geldquelle, nette Frau, Kinder vielleicht. Als ihm die Diva Lillian Palmer einen Job auf ihrem Anwesen in Notting Hill anbietet, sieht er seine Chance gekommen – und Lillian könnte glatt die richtige Frau sein. Alles prima, wären da nicht Lillians zwielichtiger Butler Jordan und Gant, ein Geldhai, der seine eigenen Pläne für Mitchell hat.
Kaum draußen, erhält er von Billy Norton, seinem Kumpel, eine günstige und feudale Belibe und soll diesem beim Job als Geldeintreiber als Rückendeckung behilflich sein. Außerdem erhält er einen Job in Notting Hill, wo er das Anwesen in Ordnung halten soll und unter der Anleitung des Butlers Jordan die wesentlichen Arbeiten verrichtet. Als kleine Zugabe darf er sich auch mit der Diva des Hauses - ein schon etwas angestaubter Jahrgang, was den Mittvierziger aber nicht weiter stört. Und da es ihm trotzdem nicht an Zeit mangelt, macht er auch noch bei einem kleinen Bankding im Norden Englands mit. Er verliebt sich, trifft sich mit seiner Schwester und kümmert sich um die Jungs, die einen Verkäufer einer Obdachlosenzeitung, den er kannte, zu Tode geprügelt haben. Als er dann den Rolls seiner Lady in Notting Hill klauen soll, weigert er sich. FEHLER!! Jetzt steht er zwischen den Fronten, keiner will mit ihm zu tun haben. Und dann gibt es auch diverse Todesfälle in seiner Umgebung, von denen er nicht einmal ahnt, dass sie seinetwegen geschehen sind.
Cool, lakonisch, knochentrocken, hart, brutal und böse. In kurzen, knackigen Sätzen erzählt Mitchell aus seiner Persektive und in seinen knappen Worten, was ihm widerfuhr, seit er aus dem Knast draußen ist. Die Sprache ist leger, der Stil nicht unbedingt feinsinnig, aber krachend und die Figurenzeichnung ist auf die knappsten Merkmale begrenzt. Präzise, knapp und treffsicher schildert Bruen den Weg des Mitchell, wie er immer tiefer in den Sumpf gerät, statt sich ein neues (wie von ihm geplant) Leben aufzubauen. Schwarz-britischer Humor grundiert die Story und macht die knapp 260 Seiten zu einem erstklassigen Lesegenuss, angefüllt mit brutaler Gewalt und verweisen auf literarsiche Vorbilder oder Weggenossen wie James Ellroy. Das ist reine Straßenrealität. Mitchell verliert, aber knallt dem Schicksal trotzig eine in die Fresse. London Boulevard ist ein maulfaules, hellwaches Stück Genre-Literatur, desgleichen man lange suchen muss. Ein Guiness auf den Iren Bruen. Unbedingt lesen. Und den Film mit Colin Farrell anschauen.

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