Dienstag, 12. April 2011

Buchreview "Das verlorene Land"

John Birmingham. Der 14. März 2003 hatte die Welt in ihren Grundfesten erschüttert: Die USA sowie Teile Kanadas und Mexikos wurden durch einen gigantischen Energieblitz restlos vom Erdboden getilgt. Die Welt ist in Aufruhr, denn egal ob Freund oder Feind, das Verschwinden der letzten großen westlichen Supermacht hat das Gleichgewicht der Kräfte unwiderruflich verschoben. Die Welt droht im Chaos zu versinken und noch ist nicht geklärt, wer für den Energieblitz verantwortlich ist - und was seine weiteren Pläne sind.
Die größten Teile der USA wurden damals entvölkert und die letzte verbliebene Großmacht der Welt vom Antlitz der Erde getilgt. Die letzten versprengten Überlebenden stehen vor einer schier unmöglichen Aufgabe: wie kann man das Land der Freiheit und des amerikanischen Traums wiederauferstehen lassen? Der neu gewählte Präsident Kipper steht vier Jahre nach der Katastrophe vor schwierigen Entscheidungen, dennim Süden und in New York toben erbitterte Kämpfe mit Piraten und fanatischen Gotteskriegern, die sich aus der von den Israelis zerstörten Heimat auf zu neuen Ufern gemacht haben. Besonders ein Mann, ein gewisser Emir, will die Insel Manhattan und von dort aus ganz Amerika mit einem Heiligen Krieg überziehen.Ein unerfahrener Präsident und eine verzweifelte Geheimagentin sind nun die einzigen, die ihr gerade wieder aufblühendes Land noch retten können.
Zum Vorgänger "Der Effekt" wurde zu Recht kritisiert, dass der Autor sich wenig um die Folgen eines solchen Effekts und die Auswirkungen auf die restliche Welt in Form von Wirtschaft, Sozialgefüge, neuen Machtverhältnissen oder möglicherweise politischen und diplomatischen Verhandlungen geschert hat, die eine solche Katastrophe zum Wohle der Menschheit hätte auffangen können. Man hätte so vieles besser machen können als es derzeit läuft. Doch der Autor hat sich auf Amiland fokussiert und die Welt ohne den ehemaligen selbsternannten Weltpolizisten und gewalttätigen Demokratieverbreiter nach eigenem Verständnis in ein Chaos und nicht überlebensfähiges Restgefüge verwandelt. Die Aussage war schon in Teil 1, dass ohne Amerika in der Welt gar nichts geht. Stattdessen hat er auf Action satt gesetzt. Und hier setzt dann meine Zufriedenheit ein. Lässt man sich kritiklos auf die Action ein, ist das Dingen ein echter Reißer - auch "Das verlorene Land". Natürlich sind außer den Rest-USA und Großbritannien alle Länder im Bürgerkrieg versunken, lassen sich von Migranten am Gängelband führen und in Deutschland werden in gewissen Gebieten und Bezirken die deutschen Gesetze nicht mehr anerkannt, sondern nur noch nach der Scharia gelebt (so wirklich weit entfernt von der Wahrheit dürfte dies nicht sein). China kann sein Volk nicht mehr ernähren und wird vom Bürgerkrieg so verwüstet, dass man sich auch nur um eigene Belange kümmern kann (hätten die Amis wohl gerne) und den Russen geht es ähnlich. Israel hat die Arabs in einem nuklearen Angriffskrieg vernichtet und Indien und Pakistan haben sich gegenseitig verseucht. Südamerika kümmert sich mittlerweile mehr um sich selbst und Brasilien würde dort gerne Großmacht werden. Und die Amis wollen ihr nach dem Effekt völlig verwildertes Land nun wieder aufbauen. Sie holen Fremdarbeiter ins Land (hehe, heute wollen sie sie immer noch loswerden), die ausreichende Fertigkeiten vorweisen müssen und sich auf Jahre gegenüber dem Staat verpflichten. Doch sie haben auch andere Gäste. Moderne und schwer bewaffnete Piraten von den Küsten Afrikas plündern mit Genuss die Gebiete an der Ostküste der USA, Manhattan wird von Gotteskriegern im Guerillakampf gehalten, die isch aus ihren von den verhassten Juden zerstörten Heimatländern auf den Weg gemacht haben, um sich die anscheinend wehrlosen USA untertan zu machen und ihren eigenen Gottesstaat auf dem Gebiet des ehemaligen Todfeindes zu gründen. Und im Süden des Landes macht sich Texas mal wieder auf, die Unabhängigkeit des Lone Star Staates vom Rest des Landes zu proben. Und das nicht ohne rassistische Untertöne. Menschen mexikanischer Herkunft werden von ohren Farmen verjagt und/ oder getötet, das Land dem Staatsgebiet von Texas einverleibt. Und der Präsident muss erkennen, dass es seinem Land plötzlich ergeht wie den damaligen Ureinwohnern als die von aggressiven Einwanderern und Landräubern systemathisch vernichtet wurden. Und ebendieser so richtig knuffig-sympathische Präsident aus dem Volke und ein herzensguter Kerl muss nun den Kampf gegen die Mächte des Bösen aufnehmen und seine Armee in den blutigen Kampf schicken. Daraus entwickelt sich nun ein actionreiches Buch mit gnadenlosem Dauerkampf inklusive einigen Härten sowie Logiklöchern und eindimensionalen Charakteren. Bei den Beschreibungen wird man z. B. in Texas an den Film "Postman" erinnert, während die nicht umkämpften Gebiete von New York durchaus an den "Omega-Mann" denken lassen. Der Rest ist Endzeitgeballer ohne Pause. Da der Autor die Möglichkeiten und das Potenzial nicht genutzt hat, die seine Ausgangslage bereit hielt, sind die schlechten Kritiken für beide Bücher durchaus verständlich, doch die Actionanteile reißen das Ruder für mich durchaus wieder rum, solange man sich keine zu großen Gedanken zum Thema macht. Zudem werden einige Handlunggsstränge nicht beendet und der Effekt immer noch nicht erklärt, sodass vermutlich ein dritter Teil ins Haus steht. Kommt er tatsächlich, wird er von mir gekauft. Eine Empfehlung für das Buch spreche ich nicht aus, da ich mit meiner einigermaßen positiven Meinung recht allein dastehe. Wer aber pausenlose Action schätzt, könnte sich eine Anschaffung mal überlegen. Geschmackssache eben.

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